Geschichten, die die amerikanische Arbeitswelt schreibt

In der US-amerikanische Arbeitswelt geht es aus österreichischer Sicht ziemlich brutal zu: Arbeitslosengeld? Gibt es schon, aber selten. Wer von einer Firma angeheuert wird, weiß, dass er eher früher als später wieder gekündigt wird. Bist du gefeuert, hast du im Schnitt 10 oder 15 Minuten Zeit, deinen Arbeitsplatz zu räumen. Dann stehst du mit einem Karton in der Hand vor dem Betriebsausgang. Du solltest jetzt vorsichtig heimfahren, denn versichert bist du ab der Sekunde deiner Entlassung nicht mehr (so du es je warst). Behältst du deinen Job, ist das Arbeitstempo unvergleichlich höher als in Österreich und du hast selbstverständlich auch am Wochenende zur Verfügung zu stehen. Die Hierarchien sind steil, wer Vorgesetzten widerspricht, hat ganz schnell schlechte Karten.

Wie sieht das in der Praxis aus? In dem lesenswerten Buch „Lines of Work. Stories of Work and Resistance“, beschreibt Juan Conatz seinen Arbeitsalltag. Er arbeitet in Iowa City als Gabelstaplerfahrer und muss Lkw auch händisch beladen. Zuerst, berichtet er, habe die Firma angefangen 10 bis 15 Überstunden pro Woche zu verlangen. Widerstand zwecklos. Dann drängte ihn das Management zu 18,5-Stunden-Schichten. Die Vorarbeiter:innen wurden unter Druck gesetzt, dafür zu sorgen, dass das Arbeitstempo erhöht wird. Angehörige der untersten Management-Ebene mussten........

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