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Bin ich sauber genug? TikTok sagt: Nein.

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Es ist der schönste Moment nach einem langen Tag: Endlich duschen. Ich stehe vor dem Spiegel und überlege, ob ich alle Produkte, die ich brauche, in Reichweite habe. Dann atme ich einmal tief durch und gehe in Gedanken alles durch.

Minute 0-5: Den Körper trockenbürsten, um die tote Haut loszuwerden

Minute 6-10: Shampoo, zwei Mal, damit kein Schmutz mehr übrigbleibt

Minute 11-15: Conditioner, kurz einwirken lassen

Minute 16-17: Haarmaske, die ich nicht rauswaschen muss

Minute 18-23: Peeling, weil Trockenbürsten allein nicht den Zweck erfüllt

Minute 24-34: Rasieröl, -schaum oder -butter beim Rasieren, damit die Haut extra glatt wird

Minute 35-40: Duschgel, um sauber zu werden

Dann raus aus der Dusche und weiter zur Trockenpflege.

Minute 41-45: Körperöl, um die Haut zum Strahlen zu bringen

Minute 46-49: Körpercreme, damit das Öl richtig wirken kann

Minute 50-51: Parfüm für den Körper und die Haare, damit ich gut rieche

Plötzlich komme ich wieder zu mir. Ich stehe noch immer vor dem Spiegel im Bad. Das ist nicht meine Duschroutine. Ich war kurz in einer TikTok-Tagträumerei gefangen. Meine Pflege beinhaltet deutlich weniger Schritte und deutlich weniger Produkte: Shampoo, Conditioner, Duschgel und Körpercreme.

Ich steige aus der Dusche und frage mich direkt, ob ich denn eigentlich wirklich sauber geworden bin. An meinen Beinen sehe........

© Wiener Zeitung