Schweden: Jugend ohne Job

Der Wartebereich des schwedischen Arbeitsamtes in Malmö ist gesteckt voll. Das verrät ein Blick durch die abgedunkelte Glasfront des Eingangsbereichs. „Für jede Stelle gibt es eine lange Schlange an Bewerber:innen, sie sind hart umkämpft”, erzählt Ester Lundgren und zieht sich dabei den Schal nach oben, damit er ihre Ohren bedeckt. Der Wind peitscht über den Vorplatz des Arbeitsamtes, wo die 17-jährige Schülerin gerade auf den Bus wartet. Im Gespräch mit der WZ spricht sie über die harten Bedingungen für junge Arbeitssuchende in Schweden: „Ich hatte Glück, aber manche meiner Freund:innen suchen schon seit einem Jahr oder länger ohne Aussicht auf einen Job.“

Damit ist sie nicht allein: Immer wieder berichten junge Menschen in Stockholm und Malmö von ähnlichen Erfahrungen am Arbeitsmarkt. Tatsächlich zählt Schweden zu den Ländern mit der höchsten Jugendarbeitslosigkeit in Europa: Laut einer aktuellen Eurostat-Erhebung liegt sie bei 23,8 Prozent.

Auch die 18-jährige Frida Edfelt schickt über Monate zahllose Bewerbungen aus, ohne fündig zu werden. „Man hört nur zurück, man hätte nicht genug Erfahrung, nicht genug Ausbildung, aber das ist schwierig in meinem Alter. Es ist wirklich ein großes Problem. Ich habe das Gefühl, die schwedische Regierung beschäftigt sich nicht damit, aber es braucht jetzt eine Veränderung“, klagt sie.

Doch wer in Schweden über Jugendarbeitslosigkeit sprechen möchte, sieht sich schnell mit einer Relativierung konfrontiert: Die Zahlen seien nur so hoch, weil das schwedische Statistikinstitut Studierende miteinbeziehe, die etwa 40 Prozent der Jugendarbeitslosen ausmachen. Auch hält sich hartnäckig das Gerücht, in anderen Ländern würde man diese nicht hinein rechnen. Die Inklusion von Vollzeit-Studierenden sei laut OECD allerdings internationaler Standard bei der Datenerhebung von Jugendarbeitslosigkeit.

„Wer die tatsächlichen Zahlen der Jugendarbeitslosigkeit wissen will, muss die Studierenden abziehen“, erklärt Anders Forslund, Forscher am regierungsnahen Institut IFAU, das die nationale Arbeits- und Bildungspolitik evaluiert, im Gespräch mit der WZ: „Jugendarbeitslosigkeitsphasen dauern meistens nur sehr kurz, die Mehrheit hat kein Problem damit, in den Arbeitsmarkt einzutreten.” Die hohen Zahlen für Jugendarbeitslosigkeit sollten seiner Meinung nach nicht als Indikator für ein soziales Problem verstanden werden.

Anders sieht das Peter Gladoic Håkansson, Wirtschaftsprofessor an der Universität........

© Wiener Zeitung