Viren-Check: Die Jagd nach dem Erreger
Wissenschaft beginnt in einer Bento-Box. Oder genauer gesagt in einem orange-weißen Gerät, dessen Aussehen an einen Behälter für asiatische Köstlichkeiten erinnert. Diese Box enthält jedoch kein buntes Mittagessen, sondern ein Mini-Labor. Das „Bento-Lab“ lässt sich überallhin mitnehmen, um Proben direkt in freier Wildbahn zu analysieren.
Die Genetikerin Christine Marizzi will mit den kleinen, mobilen Labors und einem Team von jungen Menschen herausfinden, was sich in der Umwelt abspielt. Mit Bento-Labs lassen sich nämlich Inhaltsstoffe von Proben aus der Natur – also ein paar Tropfen Wasser, etwas Erde, Teile von Pflanzen oder Mini-Portionen der Hinterlassenschaften von Vögeln – analysieren. Konkret wird nach Krankheitserregern gesucht, die sich unter den Tieren verbreiten, sagt Marizzi beim Besuch der WZ im neuen Ludwig Boltzmann Institut für Wissenschaftsvermittlung und Pandemievorsorge (LBI SOAP) in Wien. „Viele Erkrankungen entstehen beispielsweise in Wildvögeln, die oftmals keine Symptome haben, aber durch ihre Flugbewegungen neue Viren von Kontinent zu Kontinent tragen“, erklärt die Genetikerin.
Insbesondere in Stadtgebieten, wo Menschen und Tiere auf engem Raum zusammenleben, können Viren dahingehend mutieren, dass sie sich irgendwann auch von Tieren auf Menschen und schließlich von Mensch zu Mensch übertragen. Schlimmstenfalls können sie dann eine Pandemie auslösen. Das wollen Marizzi und ihr Team schon im Ansatz verhindern.
Kurzer Schritt zurück in der Zeit: Von Anfang 2020 bis Anfang 2023 hielt die Pandemie mit dem Coronavirus die Welt in Atem. „Wenn die Menschheit schon im Vorhinein gewusst hätte, dass sich der Erreger SARS-CoV-2 von einem Tiermarkt in der chinesischen Stadt Wuhan auf Menschen übertragen und schließlich in die ganze Welt verbreiten würde, hätte man diesen Tiermarkt rechtzeitig schließen können, und wir hätten uns die Pandemie erspart“, sagt der Virologe Florian Krammer, der Leiter des neuen Instituts. Dann wäre alles ganz normal geblieben: Kein Lockdown, kein Long Covid, keine Toten, kein Leid – und keine Schule im Homeoffice. Wenn es ein effizientes Monitoring für neue Erreger gegeben hätte, hätte der Pandemie-Spuk nicht passieren müssen.
Ein solches Monitoring will das neue Ludwig Boltzmann Institut nun auf den Weg bringen. Das Forschungsteam will wissen, welche Erreger im Anmarsch sind, wo sie sich vermehren, wie sie sich übertragen und ob sie auch für Menschen gefährlich werden könnten, damit die Behörden gegebenenfalls rechtzeitig reagieren können. Ausgangspunkt ist die Großstadt Wien. Idealerweise sollen in der Folge auch andere Regionen untersucht........





















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