Blackbox Regenwald |
Für den Tropenbiologen Anton Weissenhofer gibt es keinen Zweifel: „Es sollte kein Argument geben, weshalb man einem Orang-Utan, der uns genetisch so nahesteht, sein Zuhause wegnimmt.“ Damit meint er die Zerstörung von Lebensräumen im Regenwald, etwa für den großflächigen Anbau von Ölpalmen und Soja, Viehzucht oder den Bau von Straßen und Autobahnen.
Rund zwölf Prozent der Landfläche unseres Planeten werden von tropischen Regenwäldern bedeckt, das sind nur drei bis vier Prozent der gesamten Erdoberfläche. Und dennoch sind diese tropischen Wälder mit ihren 40 bis 60 Meter hohen Baumkronen für unser tägliches Leben und ein intaktes Ökosystem auf dem Planeten entscheidend.
Etwa die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten dieser Erde hat in den tropischen Regenwäldern ihre Heimat. Die Liste reicht von Menschenaffen über Sumatra-Tiger, Jaguare und Nebelparder bis hin zu Java-Nashörnern, Okapis, Amazonas-Flussdelfinen und sämtlichen Paradiesvögeln, sowie von Mahagoni- und Palissanderbäumen über zahlreiche Orchideen und Lianen bis hin zur Riesenrafflesie, der mit einem Meter Durchmesser größten Blüte der Welt. Ihre enorme Artenvielfalt macht die Regenwälder zu den wichtigsten Ökosystemen der Welt.
Regenwälder haben ein besonders feuchtes Klima, speichern riesige Mengen an Kohlendioxid (CO₂), geben Sauerstoff ab und werden deswegen auch Lunge der Erde genannt. Sie regulieren das globale Klima, filtern Wasser und erzeugen über Verdunstung sogar ihren eigenen Regen. Somit sind sie Lebensraum, Klimamaschine und Genlabor zugleich – ein komplexes System, das weit über seine eigenen Grenzen hinauswirkt.
Doch die Lunge der Welt schrumpft. Allein 2024 gingen weltweit rund 6,7 Millionen Hektar tropischer Regenwald verloren. Damit wurde so viel wie die Fläche Panamas abgeholzt, für die Papier- und Holzindustrie, den Abbau von Bodenschätzen oder den Anbau von Palmölpflanzen oder Soja für den Weltmarkt.
Das Problem, so Weissenhofer, sei die Dynamik der Zerstörung. „Am Anfang geht es langsam, dann nimmt es Fahrt auf. Man muss ständig dagegen ankämpfen“, sagt er. Konkret heisst das: „Anfangs kann man in den Wald nur mit dem Boot vordringen. Dann gibt es........