Raussaniert?Wie in Wien Mieter:innen verdrängt werden sollen

Die Müllcontainer quellen über, das Haustor steht offen. Im Innenhof stapeln sich Einkaufswägen, in den Gängen Abfall, in den Baugruben Sperrmüll. Um das weiße Zinshaus spannt sich ein eisernes Baugerüst. Im Haus drinnen ist es kalt, seit Mitte Oktober gibt es kein Gas mehr.

Noch sieht es nicht danach aus, aber in der Paulusgasse 5 im dritten Wiener Gemeindebezirk entsteht eine Luxusimmobilie. Die Inserate dazu sind bereits online. Von neuen, modernen und energieeffizienten Eigentumswohnungen ist die Rede, inklusive aufgestocktem Dachgeschoß und „Townhouses“ im Innenhof – Kaufpreis knapp zwei Millionen Euro. „Erstbezug des generalsanierten Altbaus“ liest man in den einzelnen Wohnungsexposés. Auch neue Balkone soll es geben.

Laut Website wurden einige Wohnungen bereits „erfolgreich verkauft“. Doch dem großen Profit stehen die Altmieter:innen im Weg. Sie wohnen schon lange an der Adresse, haben unbefristete Mietverträge. Sie berichten der WZ von „neuen Bewohner:innen“, die sie bedrängen, von Ratten, Mängeln auf der Baustelle und Polizeikontrollen.

„Die Sache ist eindeutig: Wir sollen für die Luxusprojekte ausgemietet werden. Man möchte uns rausekeln. Und jetzt, wo wir kein Gas haben, nicht kochen, nicht heizen, nicht duschen können, haben sie uns in der Hand“, sagt Lisa. Ihren echten Namen will sie an dieser Stelle nicht lesen.

Lisa wohnt schon seit vielen Jahren in der Paulusgasse 5. Ihre Wohnung fand sie online in einem Exposé gelistet, inklusive Balkon, den es noch nicht gibt. Der WZ zeigt sie Videos von Ratten, die in den Baugruben nach Essensresten suchen, und von den „neuen Bewohnern“, die auf Mülltonnen herumspringen.

Von den „neuen Bewohnern“ ist im Gespräch oft die Rede. Gemeint sind damit die Bauarbeiter, die in den bis vor kurzem leerstehenden Wohnungen untergebracht sind. Lisa zeigt Fotos von einem Mann, der versucht die Tür zu einem von ihr angemieteten Abstellraum einzutreten, und einem anderen, der nachts auf dem Baugerüst vor........

© Wiener Zeitung