Hermann Gmeiner: Vom Helden, der keiner war

Dieser Text beginnt mit einer Offenlegung: Die Autorin ist eine gebürtige Imsterin. Über Jahre trottete sie die „Rofenstiege“ hinauf zur Schule, stand im Sommer bis zu den Knien im Marienbrunnen in der Floriangasse und erklärte die „blaue Grotte“ zum spannendsten Ort der Welt. Wenige Dinge waren omnipräsent, die meisten Sachen aus dem Sachunterricht in der Volksschule schnell wieder vergessen, nur dem SOS-Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner begegnete man immer wieder. Da waren Freundinnen, die in der Hermann-Gmeiner-Straße wohnten, Fußballturniere gegen die Hermann-Gmeiner-Volksschule, der renovierte Hermann-Gmeiner-Kindergarten, den man neidisch beäugte, eine grinsende Bronze-Statue von ihm vor der Johanneskirche, eine andere, zugegeben etwas Gruslige, vor dem Pflegezentrum.

Hermann Gmeiner war so etwas wie ein lokaler Held. Eine moralische Instanz, auf die sich alle verständigen konnten. 1951 eröffnete er am Imster Sonnberg das erste SOS Kinderdorf, um verwaisten Kindern der Nachkriegszeit ein neues Zuhause zu geben. Das Grundstück hatte ihm........

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