Sophie von der Tann: Was das für Nahost-Reporter bedeutet |
Zu emotional, zu nahbar, zu wenig „trockener“ Tonfall, zu viele palästinensische Stimmen: ARD-Nahost-Korrespondentin Sophie von der Tann sieht sich seit Wochen mit Vorwürfen konfrontiert – bis hin zum gern benutzten Schlagwort „Aktivismus“. Unter anderem äußerte der deutsch-israelische Militärsprecher Arye Sharuz Shalicar in Talkshows und auf Social Media, ihre Berichterstattung sei unausgewogen; auf X schaukeln sich aus mehreren Ecken ähnliche Vorwürfe hoch. Doch genau diese Kritik wirft für mich ganz andere Fragen auf: Was kann und muss Krisenberichterstattung im Jahr 2025 überhaupt leisten?
Fest steht: Der alte Leitsatz „Sagen, was ist“ greift heute zu kurz. Durch Social Media und KI verbreiten sich Informationen, Bilder und Eindrücke längst schneller, als klassische Medien reagieren können. Reporter:innen sind nicht mehr die ersten, die etwas zeigen, das haben alle schon längst auf Social Media in einem Livestream gesehen – nur eben ohne Kontext.
Deshalb müssen Reporter:innen heute mehr denn je einordnen, filtern, verknüpfen. Und die Zuschauer:innen eben mitnehmen, so gut wie es geht, so wie man es mitterweile von Social Media und Youtube gewohnt ist: Man fühlt sich als Zuschauer:in so, als wäre man auch dabei. So funktioniert das 2025 eben. Das mach nicht nur Sophie von der Tann so, das machen zig andere internationale Kriegsberichterstatter:innen auch. In Berichten aus der Ukraine passiert oft nichts anderes. Und das ist gut so.
Weil: wer auf diese Art aus Extremsituationen berichtet, kann unmöglich gleichzeitig alle Erwartungen erfüllen: absolute Neutralität, maximale Distanz, umfassende Perspektiven und totale emotionale Kälte – das alles zur selben Zeit funktioniert schlicht nicht.
Aus eigener Erfahrung: Wer über den Nahostkonflikt berichtet, wird angegriffen. Je nach Beitrag kommt entweder das eine oder das andere „Lager" und es geht in den Kommentaren und Nachrichten los. In einem Kurzvideo im Social........