Warum Kanada der EU beitreten sollte

28. Dezember 2025 | The Economist

Europa braucht Raum und Ressourcen, Kanada braucht Menschen. Lasst uns verhandeln!

VON THE ECONOMIST

Von allen internationalen Konflikten hat wohl keiner die Weltordnung so wenig erschüttert wie der „Whiskykrieg“, der Kanada und Dänemark vier Jahrzehnte lang gegeneinander aufbrachte. Der 1984 entbrannte, ungewöhnliche Streit drehte sich um eine nur einen Quadratkilometer große Insel mitten in einem eisigen arktischen Kanal, die die Grenze zwischen Grönland (heute ein autonomer Teil Dänemarks) und dem kanadischen Territorium Nunavut markierte. Beide Seiten beanspruchten die Insel für sich. Was für kleinere Länder ein Kriegsgrund gewesen wäre, wurde für die beiden nördlichen Staaten zu einer Übung in diplomatischer Höflichkeit. Kanadische Beamte, die die Insel besuchten, markierten ihr Territorium, indem sie Whisky und Flaggen hinterließen; die Dänen hingegen sicherten sich ihre Souveränität, indem sie den Whisky stahlen und ihren eigenen Schnaps für die Kanadier zurückließen. Statt Schüssen wurden gelegentlich höfliche Briefe ausgetauscht. Als der Streit schließlich lästig wurde, einigte sich eine Arbeitsgruppe über Jahre hinweg auf eine Teilung der Insel, wodurch alle Feindseligkeiten 2022 beendet wurden.

Angesichts solcher Feinde – wer braucht da noch Freunde? Wie sich zeigt, könnten sowohl Europa als auch Kanada an einer Stärkung ihrer Bündnisse interessiert sein. Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus am 20. Januar brachte die Aussicht auf Zölle und nationalistische Rhetorik mit sich. Die Nerven liegen blank auf beiden Seiten des Nordatlantiks. Staaten am Rande der Europäischen Union überdenken ihre Bindung an den Staatenbund. Die Schweiz hat einer engeren Allianz zugestimmt, und Island wird 2027 ein Referendum über einen Beitritt abhalten. Grönland, das die EU 1985 nach Erlangung der Autonomie von Dänemark verließ, könnte angesichts von Trumps Besessenheit von der EU einen........

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