„Oh Schreck“ oder „Na endlich“? Jetzt kommen die China-Autos

Artikel vom 11.01.2024

China ist weltgrößter Auto-Exporteur geworden. Muss sich die EU, muss sich Deutschland davor fürchten? Nein, heißt es im „Economist“. Die Vorteile überwiegen.

Steht China kurz davor, eine weitere Welle der Deindustrialisierung in der reichen Welt auszulösen? Zwischen 1997 und 2011 verloren etwa eine Millionen amerikanische Arbeitnehmer in der verarbeitenden Industrie ihren Arbeitsplatz an die chinesische Konkurrenz, als sich das Land in das globale Handelssystem integrierte und begann, billige Waren nach Übersee zu liefern. Dieser „China-Schock" wird seitdem für alles Mögliche verantwortlich gemacht, von der steigenden Zahl der Todesfälle in der amerikanischen Arbeiterklasse bis hin zur Wahl von Donald Trump. Die Ablehnung einer liberalen Einstellung zum Handel erklärt auch, warum Politiker heute auf Industriepolitik setzen. Jetzt erleben Chinas Autobauer einen erstaunlichen Aufschwung. Das schürt Ängste vor einem weiteren ruinösen Schock. Tatsächlich jedoch sollten die Erfolge chinesischer Autos gefeiert und nicht gefürchtet werden.

Noch vor fünf Jahren lieferte China nur ein Viertel so viele Autos aus wie Japan, das damals der größte Exporteur der Welt war. Jetzt behauptet die chinesische Industrie, im Jahr 2023 mehr als 5 Millionen Autos exportiert zu haben und damit die japanische Gesamtzahl zu übertreffen. Chinas größter Autohersteller BYD verkaufte im vierten Quartal eine halbe Millionen Elektrofahrzeuge und ließ damit Tesla hinter sich. Chinesische Elektroautos sind so schick, flott und vor allem billig, dass das Exporthemmnis heute der Mangel an Schiffen ist, die sie transportieren können. Mit der Dekarbonisierung der Welt wird die Nachfrage weiter steigen. Bis 2030 könnte China seinen Anteil am Weltmarkt auf ein Drittel verdoppeln und damit die Vorherrschaft der nationalen Champions des Westens, insbesondere in Europa, beenden.

Diesmal wird es den Politikern noch leichter fallen, die Schuld für den Verlust westlicher Arbeitsplätze den Chinesen in die Schuhe zu........

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