Arthur Cohn war ein grosser Schweizer und ein grosser Jude

Er war eitel und gleichzeitig demütig: Mit Arthur Cohn verliert die Welt einen grossen Filmemacher.

Als ich Arthur Cohn das erste Mal begegnete, stand ein riesiger Mann in meinem Büro bei der «Basler Zeitung», der zuerst meine Assistentin ausgiebig umarmte, dann mich begrüsste, als ob wir uns jahrelang kennten, um mich sogleich mit Lob, Komplimenten und allen Schmeicheleien dieser Welt zu überschütten, sodass ich mir am Abend zwei Nobelpreise und drei Oscars zusprach.

Hatte ich nicht unheimlich viel Talent? War ich nicht der beste Chefredaktor seit Willy Bretscher und der beste Autor, seit Julius Cäsar die Geschichte des Gallischen Krieges niedergeschrieben hatte? Vermutlich nicht.

Stattdessen war Cohn tatsächlich ein Grosser.

Ein grosser Schweizer, weil er es als einer der wenigen Schweizer fertiggebracht hatte, in Hollywood ernst genommen zu werden (sechs Oscars!), ein grosser Filmproduzent sowieso, weil er ein unerhörtes Gespür für kluge, bewegende Drehbücher zeigte, woraus wunderbare Filme entstanden.

Ein grosser Jude natürlich, der zeitlebens........

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