Ein weltmeisterlicher Debüt-Roman und Rassismus auf der Fasnacht: So war das Kultur-Jahr 2025

Auch die Narretei unterwirft sich strengen Regeln. Zum Beispiel der Jahreszeit: Im Sommer hat sie bekanntlich nichts verloren. Und bricht der närrische Frohsinn doch einmal erst nach der Fastenzeit aus, dürfte die Sache ernster zu nehmen sein als üblich. Tobias Engelsing, Leiter der Städtischen Museen in Konstanz, nimmt in einer Ausstellung die Fasnachtskultur am Bodensee mal genauer unter die Lupe. Die Eröffnung war im Mai, zu Ende geht sie Anfang Januar: Es ist, als wolle man die Saison selbst ganz bewusst aussparen, und wer die Schau im Rosgartenmuseum besucht, ahnt den Grund. Denn beim Anblick von Motivwagen, auf denen zur Zeit des Dritten Reichs als Juden verkleidete Narren „von Frankfurt nach Jerusalem“ fahren oder ein Wolf aus Pappmaché den „Judenfresser“ gibt, bleibt dem Betrachter das Lachen im Halse stecken.

Auch ein Plakat aus dem Jahr 1908 muss irritieren. Auf der Insel Reichenau, so verkündet es, sei ein lustiges Theaterstück zu sehen: deutsche Truppen beim Abschlachten der aufständischen Herero in Namibia. Historische Fotoaufnahmen zeigen Stockacher Schülergruppen mit schwarz bemalten Gesichtern und Baströckchen um die Hüften. Rassismus fand man damals noch zum Lachen.

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