Bevölkerungsschutz am Limit: DRK-Präsident kritisiert Sparpolitik der Regierung

Herr Gröhe, Sie sind neuer Präsident des Deutschen Roten Kreuzes – wann hatten Sie eigentlich ihren letzten Erste-Hilfe-Kurs?
HERMANN GRÖHE: Ich habe in meinem Leben schon an mehreren Erste-Hilfe-Kursen teilgenommen. Zusätzlich habe ich insbesondere die Wiederbelebung geübt. Aber die nächste Auffrischung steht an und die werde ich bald beim DRK machen. Ich nehme das sehr ernst. Es kommt noch eine Sache hinzu: In meinem neuen Amt kann ich nicht die Menschen bitten, regelmäßig einen Erste-Hilfe-Kurs zu besuchen, und dies dann selbst nicht tun. Diese Aufforderung gilt auch für mich.

Nicht nur der Einzelne sollte auf einen Notfall vorbereitet sein, auch die ganze Gesellschaft, gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Kriege, Krisen und Katastrophen. Wie gut ist der Zivilschutz in Deutschland aufgestellt?
GRÖHE: Wir müssen deutlich besser werden beim Bevölkerungsschutz. Wir haben aber auch Stärken: Der Bevölkerungsschutz in Deutschland ist durch Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz, die anderen anerkannten Hilfsorganisationen, das THW und die Feuerwehren und unsere vielen Ehrenamtlichen tiefer in der Gesellschaft verankert als in anderen Ländern. Aber diese Stärke steht vor völlig neuen Herausforderungen.

Sie meinen die gewachsene Gefahr von Kriegen auch in Europa?
GRÖHE: Es geht nicht nur um mögliche bewaffnete Konflikte. Ich habe mehrfach die vom Hochwasser betroffenen Gebiete an Erft und Ahr besucht. Dort hat man gesehen, welche verheerenden Folgen Starkwetterereignisse haben können. Wir alle hoffen natürlich, dass Kriege vermieden werden können. Aber Pandemien oder Naturkatastrophen wird es immer wieder geben. Je besser wir auf Krisen vorbereitet sind, desto weniger hart treffen sie uns. An der Stelle muss man festhalten: Wir müssen uns beim Bevölkerungsschutz deutlich besser aufstellen. Dabei reicht es nicht, nur an wenigen Stellschrauben zu drehen. Wir brauchen einen wirklichen Kraftakt.

Wie müsste der aussehen?
GRÖHE: Deutschland muss deutlich mehr Mittel für seinen Bevölkerungsschutz bereitstellen. So wie dies auch im militärischen Bereich geschieht. Wenn wir etwa in die Ukraine blicken, sehen wir, dass die Gesamtverteidigung nicht nur aus der........

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