Wohin mit dem vielen Geld?

Marlene Engelhorn ist eine beeindruckende Frau. Es ist nicht einfach, die Geschichte und Lebensweise der eigenen Familie zu hinterfragen und zu dem Schluss zu kommen, einen ganz anderen Weg gehen zu wollen. Engelhorn hat sich in einem Akt der Emanzipation aus ihrer Rolle als Tochter einer reichen Familie gelöst. Sie hat die Überzeugung gewonnen, das riesige Erbe, das sie als Enkelin der schwerreichen Traudl Engelhorn-Vechiatto angetreten hat, nicht verdient zu haben, weil Erbschaften in ihren Augen keine gesellschaftlich vertretbare Quelle von Reichtum sein sollten. Diesen Grundsatz wendet sie schonungslos auf sich selbst an und beweist damit geradezu Kant’sche Prinzipientreue. Die unmittelbare Folge ist, dass sie ihr Erbe von 25 Millionen Euro verschenkt.

Engelhorn ist zur Aktivistin für eine Erbschaftssteuer geworden, und das ist ein legitimes Anliegen. Sie hat den sogenannten Guten Rat einberufen, eine Versammlung von 50 repräsentativ ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern, die sich ohne Engelhorns Zutun ausdenken sollen, was mit dem Geld am besten passieren soll. Kein Zweifel, dass dabei ein löblicher Verwendungszweck gefunden wird.

Doch damit lenkt Engelhorn von der realen Funktionsweise einer Erbschaftssteuer ab. Deren Ertrag verschwindet nämlich geräuschlos in den Budgeteinnahmen des........

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