Ich mag Videospiele. Ich habe mehrere Tattoos, die sich auf Videospiel- und Gaming-Kultur beziehen. Und ich habe eine ziemlich ungesunde Summe für Merchandise meines Lieblingsspiels ausgegeben – »Disco Elysium«, ein hervorragendes kommunistisches Videospiel. Zum Erscheinen von »Baldur's Gate 3« habe ich mir eine Woche Urlaub genommen und in dieser Woche acht Stunden täglich vor meinem hochgerüsteten und selbst zusammengestellten Gaming-PC verbracht, bis mir die Augen weh getan haben.
Wieso schreibe ich das? Weil man als Frau, die über reaktionäre Tendenzen in der Gaming-Community schreibt, erstmal »beweisen« muss, dass man weiß, wovon man redet. Die meisten Feminist*innen, die Kritik üben an Sexismus in Videospielen oder der Bro-Culture in großen Teilen der Gaming-Industrie, die einhergeht mit Rassismus, Frauen- und Queerfeindlichkeit und Union Busting, haben schließlich keine Ahnung, was Gaming-Kultur eigentlich ausmacht. Sie wollen nur ihre feministische Agenda verbreiten! Das behaupten zumindest jene Männer – und ein paar Frauen leider auch – die ich gerne als Gamer™ bezeichne: Menschen, deren Identität weitestgehend auf der Identifikation mit ihrem Hobby »Videospiele« aufgebaut ist (also bevor sich hier Leser*innen echauffieren: nicht jeder Mensch, der Videospiele spielt, ist ein Gamer™).
Veronika Kracher, geboren 1990, hat Soziologie und Literatur studiert und ist seit 2015 regelmäßig als Autorin und Referentin mit den Arbeitsschwerpunkten Antifeminismus, Rechtsextremismus und........