Ich habe ja ein recht ambivalentes Verhältnis zum Internet, gerade als Feministin. Mir ist vollkommen klar, dass junge Menschen über das Internet, und da vor allem über soziale Medien, politisiert werden. Und feministische Meme-Seiten oder Podcasts der Rosa-Luxemburg-Stiftung erreichen definitiv auch mehr Leute als trockene Theorie oder anstrengende Plena.
Wie die Soziologin Zeynep Zufekci in ihrem Buch »Twitter and Tear Gas«, in dem sie über das Verhältnis von Internet und sozialen Protesten geschrieben hat, kann Internet-Aktivismus die Organisation im Bündnis oder die Bildungsarbeit im Lesekreis zwar ergänzen – und zwar vor allem in Aspekten wie Mobilisierung und Vernetzung. Ersetzten kann das Internet die konkrete, politische Arbeit aber nicht. Ich würde sogar sagen: Digitaler Aktivismus fungiert häufig als Ersatzbefriedigung der eigenen Ohnmacht innerhalb der Verhältnisse – und kann deshalb sogar dem Aktivismus vor Ort entgegenstehen.
Veronika Kracher, geboren 1990, hat Soziologie und Literatur studiert und ist seit 2015 regelmäßig als........