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Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

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20.12.2025

Grzegorz Rossoliński-Liebe ist ein deutsch-polnischer Historiker und Privatdozent an der Freien Universität Berlin. Er hat jüngst ein Buch veröffentlicht mit dem Titel »Polnische Bürgermeister und der Holocaust. Besatzung, Verwaltung und Kollaboration« (erschienen bei De Gruyter Oldenbourg).

Dieses 1100 Seiten lange Werk, das bislang nur auf Deutsch publiziert wurde, hat in Polen eine Welle der Empörung ausgelöst. Eine Empörung, die, wie man hinzufügen sollte, auf Unwissenheit beruht. Denn nur wenige oder womöglich gar keine seiner Kritiker dürften Rossoliński-Liebes Buch gelesen haben.

Mit Kritik muss man als Historiker immer rechnen. Sie ist der Preis, den wir für unsere Präsenz in der Öffentlichkeit zahlen. Doch ein Angriff durch staatliche Institutionen eines Nachbarlandes ist etwas grundlegend anderes. Genau das ist im Fall von Rossoliński-Liebe passiert. So forderte der polnische Botschafter in Deutschland einen Mitarbeiter einer deutschen Gedenkstätte dazu auf, Rossoliński-Liebes geplanten Vortrag in der Berliner Gedenkstätte Topographie des Terrors Ende November abzusagen, was dann auch geschah.

Zudem veröffentlichte das polnische Institut für Nationales Gedenken (IPN), eine Einrichtung der polnischen Regierung, eine vernichtende, 47 Seiten lange »Rezension« des Buches. Ich setze Rezension bewusst in Anführungszeichen, denn das IPN ist keine akademische Einrichtung, sondern besteht aus Beamten, die Anweisungen ihrer Vorgesetzten umzusetzen haben. Die Buchbesprechung des........

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