Die Menschen halfen einander |
Gemütlich ist die kleine Küche, in der Pepi Ritzmann Zitronen-Pasta bereitet. Klassische Musik läuft im Hintergrund. Der Duft von Gewürzen und Kräutern liegt in der Luft. Wie immer: strahlendes Lächeln, offener Blick, Gäste sind willkommen, und Pepi Ritzmann zeigt ihre Welt – ihre Bücher, ihre Fotos, Bilder, die Möbelstücke und jene Kleinigkeiten, die an ihren Vater erinnern. Seit 72 Jahren lebt sie hier in der Innenstadt von Erfurt. Hinter dem Haus fließt ein Seitenarm der Gera.
31 Jahre ist es her, dass ihr Vater, Raphael Scharf-Katz, in diesem Haus starb, in dem er 1917 geboren wurde. In den 80er-Jahren war er Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Erfurt. In diesem Haus wurde 1953 auch Pepi Ritzmann geboren. An ihre Kindheit erinnert sie sich so: »Eine glückliche, unbeschwerte, liebevoll umsorgte, friedvolle Zeit mit vier Kindern in der Familie.«
Heute blickt sie auf ein facettenreiches Leben zurück. Ein Leben damals in der DDR und eben auch in der jüdischen Gemeinde. »Dabei war das Jüdischsein zunächst etwas, was für uns vier Kinder in der Familie völlig normal war, was wir aber nicht unbedingt nach außen kehrten. Es wussten nicht viele, dass wir jüdisch waren. Erst später, als mein Vater als Zeitzeuge davon in vielen Schulen erzählte, da waren wir schon zehn oder elf Jahre alt.« Raphael Scharf-Katz hatte bis 1945 mehrere Lager überlebt. Er gründete ein Fuhrunternehmen, für das ihm Amerikaner zwei Lastwagen geschenkt hatten – der Grundstein für seine zunächst kleine Firma.
»Unser Vater hat die jüdische Kultur und Tradition an uns weitergegeben, so wie er sie in........