Holocaust-Überlebender Weintraub wird 100: „Ich habe etwas bewirkt“

Leon Weintraub überlebte den Holocaust. Heute ist er einer der letzten Zeitzeugen. Der aus einer jüdischen Familie im polnischen Lodz stammende Weintraub überstand mehrere Konzentrationslager, darunter Auschwitz-Birkenau. Der in Stockholm lebende Mediziner spricht im Interview über Lehren aus seinen schrecklichen Erfahrungen.

Herr Weintraub, Sie werden am 1. Januar 100 Jahre alt - was bedeutet Ihnen dieser außergewöhnliche Geburtstag?
Leon Weintraub: (Lacht) Ich kann wieder mal von Null anfangen. Ich habe oft in meinem Leben alles zurückgelassen und dann wieder neu angefangen. Vom jüdischen Volk habe ich 2.000 Jahre Erfahrungen geerbt in der Fähigkeit zu überleben.

Sie haben mehrere NS-Konzentrationslager überlebt. Mit welcher inneren Haltung geht das?
Dadurch, dass es bei mir keine innere Haltung gab! Mein bewusstes Sein war fast ausgeschaltet. Da mein Körper ausgemergelt war, leuchtete mein Geist nur noch auf minimaler Flamme. Das hat mich davor bewahrt, bewusst an all dem zu leiden, was um mich herum geschah.

Haben Sie selbst Angst vor dem Tod?
Nein. Ich bin ja Arzt, Gynäkologe und Geburtshelfer. Und ich weiß: Wir kommen zur Welt, und wir verlassen die Welt. Ich bewundere den Körper und wie dieser Organismus zusammengesetzt ist.

Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?
Nein. Ich bin Rationalist. Ich glaube nicht an etwas, ich will Dinge wissen. Alle Religionen sind letztlich von Menschen geschaffene Gedanken. Und falls nach dem Tod doch etwas kommt, dann werde ich es erfahren - ich habe aber keine Eile! Ich liebe das Leben, es ist wunderbar.

Ist das, was Sie in der........

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