Wunsch nach Stabilität
Zu sagen, dass das zurückliegende Jahr uns viel abverlangt hat, wäre eine grobe Untertreibung. Die Wahrheit ist: Die vergangenen zwölf Monate haben uns erst überwältigt und dann ausgezehrt und zermürbt. Was jüdische Menschen nicht nur in Israel mit dem 7. Oktober 2023 zu erdulden hatten – und noch immer erdulden – ist die größte Belastung und zugleich die akuteste Gefahr für die weltweite jüdische Gemeinschaft seit dem Ende des Holocaust.
Diese Formulierung sollte man nicht leichtfertig wählen, aber auch ich, die ich die Gesamtheit der Geschichte Israels seit 1948 miterlebt habe, kann mich nicht erinnern, dass jemals eine Bedrohungslage derart dauerhaft und intensiv auf die Schmerzpunkte der jüdischen Gemeinschaft eingewirkt hätte.
Der Blick zurück, der mit Rosch Haschana üblicherweise verbunden ist, erübrigt sich damit weitgehend. An der Schwelle zum neuen Jahr hält das alte uns weiterhin fest im Griff, der 7. Oktober ist bis heute nicht zu Ende. Nicht nur die angespannte Lage in Israel bereitet uns Sorgen, die Gewalt ist auch nahe an uns herangerückt. Am 5. September dürfte es einzig der schlechten Vorbereitung eines verhinderten Attentäters zu verdanken gewesen sein, dass München nicht eine viel größere Katastrophe erlebte.
Wir können und wollen aber auch das Gute am zu Ende gehenden Jahr in Erinnerung behalten. Dankbar denken wir zurück an Hochzeiten und Geburten, an den ersten Abiturjahrgang des........
© Juedische Allgemeine
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