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Heimat für die Jeckes

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sunday

Er war Jona Petersberg. Aber das behielt er für sich. Jahrzehntelang. Doch an diesem Abend, als Yona Yahav vor dem neu eröffneten Jeckes-Museum in der Universität seiner Stadt steht, hält er kurz inne und sagt dann etwas, das er in all den Jahren seines öffentlichen Lebens nie ausgesprochen hat: »Ich bin ein Jecke.«

Sein Bekenntnis reicht weit zurück, bis nach Köln, wo die Petersbergs, seine Eltern, lebten, bevor sie vor den Nationalsozialisten und dem Tod flohen. Der Weg führte sie nach Haifa, ihr Sohn Jona wurde geboren. »Als Jona Peterberg konnte man seinerzeit aber unmöglich über die Straßen Israels laufen«, so der Langzeitbürgermeister der Stadt mit einem Schmunzeln. »Also wurde ich zu Yona Yahav. Doch Deutsch war meine Muttersprache.«

Erst Jahrzehnte später besuchte er das Land, das er aus tiefem Schmerz lange nicht betreten wollte. Denn als offizieller Vertreter seiner Stadt erkannte er, wie nötig Austausch und Versöhnung waren. 2007 reiste er nach Köln. Der dortige Bürgermeister zeigte ihm Dokumente über die Verfolgung seiner Familie. Heute ist Yahav Brückenbauer, als solcher »geehrt, das Jeckes-Museum wiederzueröffnen«, wie er sagt, »und glücklich, ein Teil der Gemeinde zu sein«. Er fügt hinzu: »Ich glaube, meine Eltern wären stolz auf den Weg, den wir gegangen sind.«

Einer der ersten Jeckes war Israel Schiloni, 1901 als Hans Herbert Hammerstein in Berlin geboren. 1938 floh er nach Palästina, drei Jahrzehnte später gründete er in Nahariya die erste Sammlung zum Kulturgut deutschsprachiger Juden. Der Unternehmer und Philanthrop Stef Wertheimer, selbst 1937 aus Deutschland geflohen, führte die Tradition fort und gab dem Museum ein Zuhause im Industriepark von Tefen im Norden Israels.

2020 jedoch schloss das Museum wegen mangelnder Mittel. Wertheimer starb im März 2025 im Alter von 98 Jahren. Er war einer der Letzten jener Generation, die die Jeckes-Erzählung persönlich........

© Juedische Allgemeine