Bereit für Neues
Dina strahlt so selbstbewusst wie fröhlich. »Ich bin modern orthodox«, sagt sie und spricht das Wort »modern« wie selbstverständlich amerikanisch aus. Sie sitzt im großen Empfangsraum vor der Synagoge von Chabad Berlin und tippt blitzschnell auf dem Handy. Es herrscht reges Treiben, drinnen erklingen die hellen und zuweilen stakkatohaften Töne des Schofars, eine Tonabfolge, die exakt zu dieser Zeit vor Rosch Haschana geblasen werden muss. »Ich esse koscher, aber ich gehe ins Kino. Ich bin offen für die Moderne, aber ich halte die Feiertage. Ich bin nicht liberal, aber bei Instagram.« Dina lacht und legt das Handy weg.
Die junge Frau hat allen Grund, voller Zuversicht ins neue Jahr zu blicken. Gerade hat sie Abitur gemacht und ist an der »AMD Akademie Mode & Design« in Berlin angenommen worden. Seit zwei Wochen studiert sie jetzt und kommt ihrem Traumberuf näher: Modedesignerin. »Das wollte ich als Kind schon werden.«
Dabei ist die 17-Jährige gerade erst seit zwei Jahren in Deutschland. Sie gehört zu den ersten Geflüchteten aus der Ukraine und Russland, die es geschafft haben, in Deutschland, in einer anderen Gesellschaft, in Schule, Ausbildung und Beruf erfolgreich anzukommen. In Moskau war sie eine Einserschülerin, hier schaffte sie eine sehr gute Zwei.
Dina Buchman ist eine von rund 600.000 Menschen, die seit Putins Überfall auf die Ukraine aus politischen Gründen aus Russland nach Deutschland gekommen sind. Rund 1,2 Millionen Kriegsgeflüchtete sind es aus der Ukraine. Sie alle stehen vor den gleichen Problemen: sich in einem anderen Land, in einer fremden Sprache so schnell wie möglich........
© Juedische Allgemeine
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