„Meinungsmache“ bei ARD und ZDF? Ein dubioses „Manifest“ erregt die Medienwelt

Es sind markige Worte, mit denen 132 Beschäftigte der ARD (und ein einzelner freier Mitarbeiter des ZDF) in einem kämpferischen Manifest aktuell ihre Arbeitgeber kritisieren. Von einer „Eingrenzung des Debattenraums“ in den Sendungen ist darin die Rede, vom „Verschwimmen von Meinungsmache und Berichterstattung“. Immer wieder würden „Minderheiten mit abweichender Meinung diffamiert und mundtot gemacht“. Und wer es wage, den „gesellschaftlichen Konsens“ zu hinterfragen, der werde „ignoriert, lächerlich gemacht oder ausgegrenzt“ und als „Schwurbler“, „Klima-Leugner“ oder „Putin-Versteher“ bezeichnet.

Eine Palastrevolution also? Ein Aufschrei der letzten Aufrechten, die im Kampf gegen den allzu staatsnahen Mainstream die Stimme erheben? Jana aus Kassel reloaded? Nun ja. Allein die ARD hat aktuell 22.105 fest angestellte Mitarbeiter. Hinzu kommen Zehntausende freie. Insofern ist die Unzufriedenheit von 132 Menschen im ARD-Verbund noch kein allzu grelles Alarmsignal. Es spricht eher für ein Medienunternehmen, wenn gerade mal 0,6 Prozent der Belegschaft - gemessen allein an den Festangestellten - Zweifel an der Ausgewogenheit des Programms äußern und schimpfen, dass überall „politisch motivierte Redakteure“ die Leitlinien vorgäben.

Niemand wird widersprechen, wenn ein Papier „Fairness und Respekt“ einfordert und gegen „Framing“ und „abwertende Formulierungen“ vorgeht. Insgesamt aber wirkt das „Manifest“ aber doch bloß wie das vertraute Gemurre von Menschen, die Kritik an ihren politischen Positionen durch andere mit Zensur und Bevormundung verwechseln. Man kann nicht oft genug daran erinnern: Zensur ist, wenn der Staat Meinungen vorab verbietet. Nicht wenn andere Menschen widersprechen. Das Recht auf eine eigene Meinung gilt auch dann, wenn eine satte Mehrheit von 90 Prozent nicht deiner Meinung zu Coronaimpfungen, der Form des Planeten Erde oder der Krim-Annektion ist. Das ist noch lange kein Anzeichen für meinungsdiktatorische Verirrungen.

Fordert mehr Ausgewogenheit: Auch Schauspieler Henry Hübchen hat das „Manifest" unterzeichnet.

Quelle: Thomas Lox

Der Blick auf die Unterschriftenliste verrät dann auch schnell, wer genau sich da Luft verschafft. Journalisten finden sich kaum. Es sind überwiegend Musiker, Künstler und TV-Granden im Herbst der Karriere, darunter Schauspieler Henry Hübchen oder die Kabarettistin Christine Prayon („heute-show“). Aber auch Persönlichkeiten aus dem Umfeld der Querdenkerszene sind im Boot: die Kabarettistin Lisa Fitz etwa, der ehemalige Fernsehpfarrer Jürgen Fliege, die Publizistin Ulrike Guérot. Auch Michael Meyen hat unterschrieben, früherer Herausgeber der Zeitung „Demokratischer Widerstand“ - ein Organ der radikalen Szene aus Quer­den­ke­rn und Coronaleugnern (Themenbeispiel: „Im März 2020 erklärten die Regierungen der Welt der........

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