Keine konjunkturelle Schwäche, sondern eine strukturelle Krise

„Allem Anfang wohnt ein Zauber inne“ – so oder so ähnlich hoffen die Bundesbürger mit Hermann Hesse auf einen wirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Neuanfang im Jahr 2026. Eine andere Variante dieser Hoffnung steckt in der Behauptung, die Stimmung in der deutschen Wirtschaft sei schlechter als die Lage. Ökonominnen und Ökonomen, die angesichts der Probleme Deutschlands dem Ruf der Ökonomie als „dismal sience“ – als trostlose Wissenschaft – alle Ehre machen, werden nicht selten mit der Bitte konfrontiert, doch etwas Positives in den wirtschaftlichen Ausblick einzupflegen.

Ist also alles nur eitel Gejammer? Mitnichten.

Gleichwohl zuerst etwas Positives: Die Substanz der deutschen Wirtschaft ist intakt. Trotz zunehmender Insolvenzzahlen ist die Eigenkapitalbasis der Unternehmen hierzulande solide. Dies gilt für den Mittelstand wie für große Unternehmen. Die Verschuldung der privaten Haushalte ist ebenfalls auf einem gesamtwirtschaftlich erträglichen Niveau. Die gesamtstaatliche Verschuldung liegt knapp über dem durch den Stabilitäts- und Wachstumspakt der EU festgelegten Wert von 60 Prozent. Kein anderes Land der G7 ist so niedrig verschuldet. Deutsche Unternehmen, Privathaushalte und der deutsche Staat haben somit erheblichen Spielraum, um die erforderlichen Maßnahmen im Strukturwandel zu treffen........

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