Mehr Wunschdenken wagen
Stand: 24.09.2024, 15:18 Uhr
Von: Stephan Hebel
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In der Opposition könnten die Grünen noch weniger ausrichten als in der Bundesregierung. Längerfristig aber erscheint die Konzentration auf echte Alternativen vielversprechender.
1Wie gehen wir in Gesprächen, öffentlichen Auseinandersetzungen und Medien mit den diversen Krisenerscheinungen um, und wie mit den Versuchen der Politik, ihnen gerecht zu werden? Ist es eine Zeit für alternative Konzepte, vielleicht sogar Visionen? Oder sollten zunächst die Analyse der herrschenden Zustände und die Abwehr gegen die extreme Rechte Vorrang haben?
FR-Leserin Ingeborg Tömmel hat mich in einer freundlichen Mail mit diesen Fragen konfrontiert. Sie bezieht sich auf meinen Beitrag zum „Stillstand in der ,Mitte‘“ (FR vom 29. Juli), in dem es hieß: „Zumal jetzt, da Ideen für eine zugleich ökologische und soziale Transformation zunehmend vernachlässigt oder gar verhöhnt werden, müsste wenigstens eine Partei zu zeigen versuchen, dass auch mutige Gegenentwürfe auf längere Sicht mehrheitsfähig sein könnten.“ Frau Tömmel antwortet:
„Offensichtlich scheinen Sie diese Rolle den Grünen zugedacht zu haben, da Sie raten, dass die Grünen die jetzige Koalition verlassen sollten (…). Was erwarten Sie von so einer Entwicklung, die zudem völlig unrealistisch ist? Natürlich kann Wunschdenken sinnvoll sein, um über Alternativen nachzudenken, aber in diesem Falle ist es schon deshalb nicht hilfreich, weil wir diese Konstellation ja bereits in den langen Jahren der CDU/SPD-Koalitionen hatten. Eine starke Opposition der Grünen war da kaum möglich; dafür ist schon die Zustimmung zu dieser Partei zu gering. Die Grünen konnten weder die Rückabwicklung des Atom-Ausstiegs oder die Abwicklung der Solar-Industrie........
© Frankfurter Rundschau
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