Den Rechten auf den Leim gegangen

Stand: 27.08.2024, 15:40 Uhr

Von: Stephan Hebel

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Demokratische Parteien begehen im Wahlkampf in Ostdeutschland den schweren Fehler, politische Zusammenhänge zu Stimmungsparolen zu vereinfachen. Das ist brandgefährlich.

1Hier ist eine kleine Geschichte aus dem Wahlkampf in Thüringen. Sie klingt ein bisschen lustig, sagt aber leider auch Trauriges aus über den Kampf demokratischer Parteien gegen den Aufstieg der extremen Rechten (nicht nur) im Osten Deutschlands.

In einem 34 Sekunden kurzen Video, verbreitet auf „X“, sehen wir Katrin Göring-Eckardt, in Thüringen geboren, Grünen-Politikerin und Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages. „Die AfD will deiner Oma die Schlagersendung wegnehmen?“, fragt sie und antwortet gleich selbst: „Ja, so ist es.“ Die AfD wolle ja den Rundfunkstaatsvertrag kündigen (stimmt), und das bedeute: „Riverboat (die MDR-Talksendung, d. Red.), Florian Silbereisen an Weihnachten und alles, was der MDR sonst so produziert, sollen wegfallen.“ Für den Opa gibt es auch etwas: Im Hintergrund erscheint, gleich nach Schlager-Softie Silbereisen, das Logo einer Sportsendung im Mitteldeutschen Rundfunk.

Der Spot endet mit den Worten: „Wähl’ am besten Bündnis 90/Die Grünen, damit deine Oma und die Schlagerwelt safe sind.“

Nun ist nicht überliefert, ob Katrin-Göring Eckardt, selbst Großmutter, ihre karge Freizeit an Weihnachten vor dem Fernseher verbringt, um Florian Silbereisen zu bewundern. Wahrscheinlich eher nicht, weshalb sie sich selbst wahrscheinlich auch nicht zu den „Omas“ zählt, für deren größtes Problem sie offensichtlich die Bedrohung intakter Heile-Welt-Biotope im öffentlich-rechtlichen Fernsehen hält. Und schon hier wird es leider ernst, weit über eine skurril misslingende Wahlkampfbotschaft hinaus. Zumal das Video nicht auch nur ansatzweise als Satire auf den Populismus der AfD gestaltet ist, was........

© Frankfurter Rundschau