Wenn es derzeit so schwer ist, einen Kulturpreis ohne Beteiligung des Nahostkonflikts zu vergeben, dann liegt das daran, dass die Kulturszene den Nahen Osten anders als die anderen weltpolitischen Konfliktherde zur Schicksalsfrage gemacht hat. Der Zypern-Streit oder der Uiguren-Komplex hat noch kein Preiskomitee gespalten. Im Unterschied dazu gibt es kaum einen Israel-Boykott-Aufruf ohne literarische Hochprominenz.
Die russisch-amerikanische Publizistin Masha Gessen, die eigentlich für ihre scharfen Analysen des russischen Imperialismus und der amerikanischen Rechten bekannt ist und dafür den Hannah-Arendt-Preis bekommen soll, hatte sich kürzlich in einem Essay für den „New Yorker“ zu Wort gemeldet und dort den Gazastreifen mit einem jüdischen Ghetto in den NS-besetzten europäischen Ostgebieten........