Kann eine Person antisemitisch beleidigt werden, die gar keine Jüdin ist? Die Direktorin des Jüdischen Museums in Frankfurt, Mirjam Wenzel, wurde diese Woche während einer Lesung im Berliner Museum Hamburger Bahnhof verbal attackiert. Jugendliche und meist weibliche Schreier, die sich propalästinensisch verstehen, störten ihren Vortrag eines Textes der Philosophin Hannah Arendt so lange, bis er abgebrochen werden musste. Das Geschrei war von dieser Qualität: „Rassistin“, „You are committing genocide“, „Zionisten sind Faschisten“ und, äußerst widersprüchlich, „Israel ist nicht real“. Denn wenn es nicht real ist, wogegen richtet sich dann der Protest?

Mitunter pocht die Halsschlagader aber so laut, dass der Verstand die Segel streicht. Wie man als protestantische Museumsdirektorin einen jüdischen Völkermord begehen könnte, erschließt sich nur Leuten, die finden, alles hänge mit allem zusammen. Die attackierte Lesung erfolgte im Rahmen einer auf einhundert Stunden angelegten Performance der kubanischen Künstlerin Tania Bruguera.

Logik der Erregung

Logik der Erregung

Kann eine Person antisemitisch beleidigt werden, die gar keine Jüdin ist? Die Direktorin des Jüdischen Museums in Frankfurt, Mirjam Wenzel, wurde diese Woche während einer Lesung im Berliner Museum Hamburger Bahnhof verbal attackiert. Jugendliche und meist........

© Frankfurter Allgemeine