Geschenkökonomie | Der ökonmische (Un)Sinn von Weihnachten: Warum es keine „richtigen“ Geschenke gibt

In den Siebzigern bekam meine Mutter von mir einmal das wohl enttäuschendste Geschenk, das jemals zu Weihnachten verschenkt wurde. Ich hatte es selbst gemacht, was immer ein schlechtes Zeichen ist. Zunächst nahm ich einen Kleiderbügel, den ich gefunden hatte und bog ihn auseinander. Dann stahl ich aus dem Strickkorb meiner Mutter zwei Knäuel Wolle, ein gelbes und ein blaues.

Ich wickelte die Wolle um den Kleiderbügel, gerade so, wie man einen Maibaum mit bunten Bändern umwickelt. Dann schnitt ich etwa fünf Zentimeter lange Wollschnüre von beiden Knäueln ab und knüpfte sie in regelmäßigen Abständen an den bunten Kleiderbügel.

Schließlich schlang ich das letzte Wollstück als Lasche um den Haken des Kleiderbügels, dann versteckte ich mein Geschenk bis zum Weihnachtsmorgen unter meinem Bett. Können Sie mein Geschenk erraten?

Was, so werden Sie nun fragen, sollte das sein? Es war eine Bürste. Die Idee dazu stammte aus der Kindersendung Blue Peter, die damals in regelmäßigen Beiträgen darüber unterrichtete, was sich aus Spülmittelflaschen oder den alten Unterhosen der Moderatorin Valerie Singleton alles Tolles basteln ließ.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich das Geschenk am Weihnachtsmorgen unter meinem Bett hervorholte und zu spät erkannte, dass dies das mieseste Geschenk der Welt war – von den Pocken, die die Spanier den Azteken gebracht hatten, einmal abgesehen. Doch für ein Ersatzgeschenk war es nun zu spät. Meine Mutter ließ sich geduldig erklären, wie diese „Bürste“ ihr Putzregiment revolutionieren würde. Dann dankte sie mir höflich und packte sie für alle Zeiten weg.

Was hatte ich mir dabei gedacht? Die „Bürste“ war zweifellos zu nichts zu gebrauchen. Was sollte damit geputzt werden? Kleider? Fußböden? Toiletten? Ist es inzwischen zu spät, um Blue Peter wegen emotionaler Grausamkeit zu verklagen?

Der Wirtschaftsprofessor Joel Waldfogel schreibt in seinem hilfreichen Buch Scroogenomics: Why You Shouldn't Buy Presents for the Holidays, dass es drei Gründe für Geschenke gibt, die ökonomisch vertretbar sind:

1. Umverteilung: Sie fühlen sich in unserer Gesellschaft, in der keine Gleichheit herrscht, als Robin Hood. Deshalb ist es in Ordnung, wenn Sie aus utilitaristischen Gründen ihrem Chef ein Paar Kisten Puligny-Montrachet klauen und in........

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