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Kolumne | Scham vor Armut ist keine Lösung

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23.08.2024

Wann haben sie das letzte Mal Scham gefühlt? Können sie sich noch daran erinnern, wie sie dieses Gefühl wahrgenommen haben? Scham ist neben Angst und Wut eines der Gefühle, die die meisten Armutsbetroffenen haben. Scham macht das Leben in Armut sehr schwer. Da ist Scham darüber, den gesellschaftlichen Erwartungen nicht gerecht geworden zu sein, Scham über alte Kleidungsstücke, weil das wenige Geld für anderes wichtiger ist, Scham darüber, sich den Friseur nicht leisten zu können, Scham über die prekären Wohnverhältnisse, Scham darüber abhängig vom Staat sein zu müssen, Scham darüber, finanziell schwach zu sein.

Ich war vor einigen Jahren auf einer Veranstaltung in den Westfahlen Messehallen im Dezember, die ich schon am Anfang des Jahres geplant hatte. Im Januar Frühbüchertickets kaufen, im Februar die Hinfahrt, im April preisgünstig die Rückfahrt buchen. Ich konnte an der Veranstaltung teilnehmen, aber ich hatte kein Geld für Extraausgaben wie Essen und Trinken. Meine Verpflegung befand sich, um diese Ausgaben zu sparen, in meinem Rucksack.

Ich war dabei, ein Gruppen-Fotoshooting zu organisieren und eine Fotografin kam mir zur Hilfe, als sie sah, dass ich damit überfordert war. Durch ihre Hilfe wurden es sehr schöne Fotos. Eine Freundin der Fotografin meinte, dass die Frau gerne hilft und ich ihr als Dank doch einen Kaffee spendieren könnte. Damals war ich noch nicht so selbstbewusst, was das Sprechen über Armut........

© der Freitag


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