#IchbinArmutsbetroffen | Flaschensammeln ist gefährlich: Glassplitter, Viren und Revierkämpfe

Gleich zwei gute Nachrichten gibt es für Armutsbetroffene im neuen Jahr. Die erste kennen Sie alle: Das Bürgergeld wurde endlich erhöht, also ein wenig an die Inflation angepasst. Die zweite werden die meisten von Ihnen nicht gleich verstehen: es ist die Ausweitung des Pfandsystems auf Einwegflaschen mit Milch und Milchmixgetränke. Auch Energy-Drinks mit hohem Molkeanteil bekommen eine Pfandkennzeichnung. Ich habe mich sehr gefreut, als ich von dieser Veränderung hörte! Für die Umwelt, denken Sie sich? Ja, natürlich auch für die Umwelt. Aber am allermeisten für all die Menschen, die in Deutschland auf das Pfandsammeln angewiesen sind: Ihre Einnahmen werden steigen, um 25 Cent pro gesammelter Milchflasche.

1998 habe ich auch Pfandflaschen gesammelt. Ich hatte noch nicht das Glück, dass es die 25-Cent-Einwegflaschen gab, sondern ich habe 8-Cent-Bierglasflaschen und Brauseflaschen gesammelt. Wie soll sich das lohnen?, höre ich Sie fragen. Aber ja, diese acht Cent waren damals für mich sehr wichtig, denn mit zwei Bierflaschen konnte ich mir im Discounter ein Brötchen für 15 Cent holen.

Dass sich 8 Cent lohnen, das sehen Sie ja auf den Straßen: Sie kennen sie alle, die Pfandsammler, die mit großen Plastiktaschen oder Leinenbeuteln die Mülltonnen im öffentlichen Raum durchsuchen, um Flaschen zu sammeln und diese zu Geld zu machen. Ob auf den Bahnsteigen oder in Einkaufsstraßen, die........

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