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Sachlich richtig | Fünf Bücher, die man am besten zweimal kauft: Zum Lesen und zum Verschenken

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Die frühe Dunkelheit legt sich über die Tage, es ist die perfekte Zeit im Jahr, um Bücher zu entdecken, die aus den üppigen Herbstprogrammen der Verlage herausragen. Es geht in ihnen um feine Proust’sche Befindlichkeiten, grobe Küchenreformer, Kibbuz-Utopien, Werner Höfers „Frühschoppen“ und die neue Herrschaftskaste der Tugendhaften.

1. Laure Murat ist Historikerin in den USA. Sie stammt sowohl aus altem französischen Hoch- wie auch aus napoleonischem Adel. Beide Seiten finden sich porträtiert in Marcel Prousts Suche nach der verlorenen Zeit. Ihre Herkunft und ihre minutiöse Kenntnis des Werks liefern eine doppelt erhellende Lektüre: zu Proust, der anders, als oberflächlich gemeint, den Adel nicht glorifiziert, sondern „die zugleich grausamste und subtilste Kritik“ der Aristokratie liefert, sowie aus eigener Anschauung vom Adel, der zwar nicht zu lesen pflegt, aber Verhalten und Deutung „zwischen den Zeilen“ internalisiert hat, von „Prestige“, Repräsentation, von seinem schlechten Geschmack und seiner Vulgarität, die er mit den Parvenüs teilt. Das ist durch und durch elegant wie klug geschrieben – und verlockt erneut zur Lektüre des Werks dieses Autors mit der singulären Fähigkeit, „alles zu verstehen“.

2. Öffentlich-rechtliche Vorrechte oder Nachteile der Geburt oder des Standes sind aufzuheben.“ So die Weimarer Verfassung. Doch waren Klasse, Privilegien, Prestige und Status damit nicht aus der Welt. Im........

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