„Meine Hand für mein Produkt“: Erinnerungen an die Ausbildung zur DDR-Facharbeiterin

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„Einen Beruf musst du lernen“, sagte meine Mutter. „Irgendwas nützliches. Irgendein Handwerk. Dann kannst du mir im Haushalt immer helfen.“ – „Du musst die Arbeiterklasse kennenlernen“, sagte mein Bruder. Mein Vater sagte nichts, er war nicht mehr bei uns.

Ich hatte keine eigenen Vorstellungen. Ich war 14 und wollte auf die Oberschule. Alles andere war mir nicht so wichtig. Eine gleichzeitige Ausbildung zum Facharbeiter war damals jedoch die Bedingung für die Oberschule, wie die Vorbereitung zum Abitur.

Wir gingen zur Berufsberatung, meine Mutter und ich. Auf einem hektografierten Zettel waren die meisten Berufe schon ausgestrichen. Werkzeugmacher und Maschinenbauer waren übrig. Mir war es egal. Unter beidem konnte ich mir nichts vorstellen. Man lernt Feilen, Bohren, Drehen, später kannst du Maschinenbau studieren.

„Du willst doch studieren?“ Der Berufsberater schaute mich an, vorher hatte er nur mit meiner Mutter geredet. Ich nickte vage. „Dann fängst du bei VEB Bergmann Borsig an zu lernen. Am 1. ist Schulbeginn, eine Woche später beginnt die Ausbildung zum Facharbeiter als Maschinenbauer. Viel Erfolg.“

Am einem 8. September fuhr ich mit dem Bus nach Pankow in das große Werk. Traf am Eingangstor unsicher umher blickende Lehrlinge. Wir bekamen blaue Jacken und blaue Hosen vom VEB Berufsbekleidung. Für die Köpfe erhielten wir blaue Schirmmützen. Die Jungs setzten sie verkehrt herum auf. Das machte sie nicht attraktiver. Wir waren wenig Mädchen. Die zu weiten Hosen und die gerade geschnittenen Arbeitsjacken machten uns auch nicht hübscher.

Pastorenkinder in der DDR: Über Hintertür oder Schlupfloch zum Abitur und an die Uni

17.12.2025

In einer großen Halle, der Lehrwerkstatt, standen lange Reihen von Schraubstöcken. Darunter eine Kiste mit Werkzeugen. Feilen und Feilenreiniger. Schraubenzieher, Hammer. Jeder bekam ein Haarlineal. „Das ist genauer und präziser als jeder Blick des Lehrmeisters“, sagte der Lehrmeister. Dann erhielten wir ein Werkstück aus Metall, das wir mit der Feile gerade feilen sollten. Bald bekamen die ersten Schmerzen im Handgelenk. Eisensplitter im Daumen. Und Hass auf diese öde Arbeit. Die keine Arbeit war, sie galt als Ausbildung. Der Lehrmeister ging herum, kontrollierte die Haltung jedes Einzelnen, korrigierte die Finger, die sich verkrampfend um die Feile legten.

Vor uns war eine große Uhr, deren Zeiger sich immer langsamer bewegte. Kurz nach neun zog........

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