Einfach sterben? Können Sie natürlich am Ende machen, ist aber nicht zeitgemäß.
Seitdem es Leben gibt, gibt es auch den Tod. Der Umgang mit dieser Realität ist jedoch sich verändernden Konventionen unterworfen. Augenblicklich befinden wir uns an einem interessanten Punkt in der Beziehung zum Sterben: Die einen wollen das gar nicht mehr haben, stattdessen ihr Leben künstlich ewig verlängern, mit Forschung und Genmanipulation. Die anderen meinen: Geholfen wäre bereits, wenn wir den Tod endlich als das betrachten, was er in Deutschland schon lange nicht mehr ist: Eine Kraft, aus der man schöpfen kann, etwas, mit dem man sich beschäftigen sollte, lieber früher als später. Den Tod anzuerkennen und versuchen, ihm ins Gesicht zu schauen, bevor er abrupt vor der Tür steht und klingelt – könnte helfen.
Und es wäre sehr zeitgemäß. Womit wir bei Charlotte Wiedemann sind, der ersten Death Doula Deutschlands. Death Doulas sind wie Hebammen, nur spiegelverkehrt. Sie begleiten Menschen nicht hinein ins Leben, sondern hinaus. „Doula“ bedeutet im Altgriechischen „Dienerin“ oder „Magd“.
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Wiedemann, 40 Jahre alt, trägt einen entspannten Pulli von Calvin Klein, Schlaghosen und Halbstiefel mit Leopardenprint. Sie sieht aus wie jemand, die sich kraftvoll und dem Leben zugewandt in selbigem bewegt, ihre Tochter ist sehr nett und hat Ferien. Charlotte Wiedemann sagt: „Wir möchten den Tod nicht beschönigen, er ist immer noch ganz schön scheiße in den allermeisten Fällen. Aber ich glaube, wir sollten uns ihm mutig stellen. Das Leben fühlt sich dann lebendiger an, es bekommt eine größere Dringlichkeit.“
Wir sitzen am Hermannplatz 8, im „ersten Funeral Concept Space der Welt“. Hallöchen, denkt man, was ein Wording für diesen „neuartigen Kreativ- und Experimentierraum für das Lebensende“. An der Fassade prangt in minimalistischem, angenehmem Branding der Name: „ahorn“. Drinnen kann man dem Space an diesem Tag noch beim Entstehen zuschauen. Das Korkparkett wird verschraubt, die Mitarbeiter haben Arbeitskleidung an, sehen schön aus, offen, jung, wie aus einem coolen Technoclub. Am Samstag, Allerseelen, ist Eröffnung. Man kann sich kostenlos ein „Gedenktattoo“ stechen lassen, es wird Gin Tonic ausgeschenkt. Charlotte Wiedemann hat, wie sie selbst sagt, eine Mission. Sie war mal Kultur- und Modejournalistin, dann ist etwas in ihrem Leben passiert: Der Initialmoment,........