Nein, das klingt hier wirklich nicht wie in einem Museum. Es riecht auch nicht wie eines. Aber es sieht doch eindeutig so aus: Der herrschaftlich wuchtige, immer so toll goldene Gropius-Bau, immerhin „eines der bedeutendsten Ausstellungshäuser in Europa“ – er sollte sich verwandeln. Das hatte die neue Direktorin Jenny Schlenzka bei ihrem Antritt versprochen, und das hat sie nun, das kann man ja ruhig einmal sagen, hinbekommen, mit ihrem ersten großen Aufschlag.
Steht man dieser Tage im Lichthof, kochen oben Leute Suppe, man hört Pingpongbälle, und von der Seite kommen Geräusche von Kindern, die in einem von der fantastischen Künstlerin Kerstin Brätsch hergerichteten Kinderabenteuerareal freies Spiel üben. Dort, wo üblicherweise einmal Kunst hing.
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Das Museum, erzählt Jenny Schlenzka ein paar Tage zuvor beim Gang durchs Haus, sei natürlich ein Ort für Ausstellungen, aber auch ein sozialer Raum. Dessen Potenziale möchte sie aktivieren, die Pforten öffnen, sodass alle fünf Sinne angesprochen werden. Dafür hat sie den Künstler Rirkrit Tiravanija eingeladen. Eine Retrospektive, ein Blick zurück, auf fast 40 Jahre Erweiterung des Kunstbegriffs, denn dafür steht Tiravanija.
Er ist für die 15 Tischtennisplatten verantwortlich, für die Suppenküchen, im ersten Stock wird Kaffee gebrüht, man kann sich in einem Zelt Tee aufgießen, T-Shirts siebdrucken, und eine Bühne hat er hineingebaut, bei der sich Bands und Musiker anmelden und dann live ihre Musik spielen können, mitten in der Ausstellung. All das sind Kunstwerke. Kunstwerke, die in den letzten Jahren den Blick auf das verändert haben, was wir so Kunst nennen. 80 Werke sind in der Ausstellung versammelt.
1961 in Buenos Aires als Sohn eines Diplomaten geboren, wuchs der Thailänder Tiravanija auf vier Kontinenten auf und galt lange als Kunstnomade, der durch die Welt reist und dem Westen den Spiegel vorhält mit seinen geschickt arrangierten Sozialsituationen, in die man stets eintreten........