„Wie kaputt ist diese Stadt!“ Ein Heimkehrer erkennt Berlin nicht wieder
Wochenlang war ich nicht hier gewesen. Seitdem ich vor über 2o Jahren nach Berlin gezogen bin, war ich überhaupt zum allerersten Mal so lange weg. Und heute kann ich Ihnen raten: Tun Sie selbst das bloß niemals. Bleiben Sie für immer hier, oder ziehen Sie sofort weg. Aber kehren Sie nicht zurück! Denn nachdem man im Ausland war, wie ich etwa wochen- oder sogar monatelang in Italien, und die wunderbar erfrischten Augen dann wieder auf die Realität dieser Stadt treffen, kommt man gar nicht mehr klar.
Denn man erkennt plötzlich, wie es hier wirklich aussieht. Nach vierzehn aufreibenden Stunden Heimfahrt, im Auto durch halb Europa, bog ich von der Stadtautobahn letztlich ab Richtung Neukölln, um meine Schwester in ihrem Viertel abzuladen. Kreuzkölln, immerhin eines der beliebtesten Viertel der ganzen Welt. Aber was zur Hölle ist denn hier los?
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Auf der Straße nur Möchtegerngangster oder Besoffene mit Bierflaschen, die mit leeren Augen und in asymmetrischen Secondhand-Klamotten umhertorkeln. Daneben läuft gehäuft der Typ „smarter Zalando-Mitarbeiter“ – international, gutes English, er möchte Spaß der Sorte haben, wie ihn Trip-Advisor vorschlägt. Zwischen diesen Menschen und denen der mehrheitlich arabischstämmigen Bevölkerung gibt es keine Beziehung oder Erkennung, nur indische Wolt-Fahrer, die mit dem Elektrorad zwischen ihnen hindurchheizen. Mit schwerem Kopf, die entzündeten Augen auf die Straße gerichtet, erinnerte ich mich: Während der Europameisterschaft hatte ich niederschmetternde Verrisse des Standorts Deutschland gelesen, nichts würde hier mehr........
© Berliner Zeitung
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