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Ukraine-Krieg: Große russische Frühjahrsoffensive bräuchte eine halbe Million Soldaten

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03.04.2024

Ein neuer, angeblich russischer Offensivplan belebt die Kriegsberichterstattung aus der Ukraine. Seit der erfolglosen ukrainischen Sommeroffensive im vergangenen Jahr gab es über Monate keine nennenswerten Veränderungen im Frontverlauf. Zwar konnten die russischen Truppen mit hohen Verlusten, teils viele hundert Tote und Verwundete an einem Tag, einzelne Dörfer entlang der sich über mehr als tausend Kilometer hinziehenden Front erobern – doch mit der Einnahme der (vor dem Krieg) 30.000-Einwohner-Stadt Awdijiwka im Februar war auch das taktische Limit erreicht.

Wie der ehemalige Nato-General Harald Kujat kürzlich der Berliner Zeitung sagte, gebricht es beiden Seiten an der Fähigkeit zur raumgreifenden Offensive. Auch die russische Überlegenheit bei der Artilleriemunition lässt sich nicht ohne weiteres in Geländegewinne übersetzen. Was beiden Kriegsparteien fehlt, sind die Ressourcen für einen massierten (und zahlenmäßig überlegenen) punktuellen Einsatz von Menschen und Material.

Der ukrainische Militärexperte Oleksandr Kovalenko schätzt die russische Streitmacht auf ukrainischem Boden auf 474.000 Mann. Wollten die Russen an einer Stelle eine massive Offensive wagen, etwa im Norden gegen die Millionenstadt Charkiw, würde das laut Kowalenko eine halbe Million Soldaten binden, plus 100.000 bis 150.000 Mann Reserve. Angesichts der Verhältnisse mutet das ähnlich irreal an wie ukrainische Hoffnungen, zur Halbinsel Krim oder ans Asowsche Meer vorzustoßen.

Dennoch geistert der russische Plan einer Frühjahrsoffensive auf Charkiw durch die Medien. Im Detail berichtete erstmals das angesehene amerikanische Institute for the Study of War (ISW) Ende Februar. Demnach bereitet die russische Armee einen vierachsigen und sich........

© Berliner Zeitung


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