menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Ausgelassen, chaotisch und etwas aggressiver: So lief der 50. Marathon in Berlin

16 0
29.09.2024

Vielleicht ist es dieser Moment kurz vor dem Zieleinlauf, wenn die Läufer das Brandenburger Tor größer werden sehen, dieses Symbol für Frieden, Versöhnung und Revolution, und dann die Rufe Meter für Meter immer lauter werden. Es ist wirklich besonders, ihnen dabei zuzusehen: Manche heben die Arme, manche überprüfen ihre Bestzeit, manche schauen ganz in sich gekehrt, manche lachen. Hin und wieder gibt es Menschen, denen stumm Tränen über das Gesicht laufen.

Zum 50. Mal sind Tausende Menschen diese 42,195 Kilometer lange Strecke quer durch Berlin gelaufen, um ihre Bestzeit zu übertreffen, um etwas zu beweisen – oder für einen guten Zweck. So wie Alexis Philbrick aus Florida. Sie hat ihren Großvater wegen eines Gehirntumors vor einigen Jahren verloren. Sie läuft für eine US-Organisation, Imerman Angels, die sich um Angehörige von Krebskranken kümmert. Die 31-Jährige wollte sich eigentlich ausruhen am Sonnabend, aber dann hat sie sich doch die Stadt angesehen.

Am Morgen des Laufs ist sie noch zuversichtlich, dass alles gut ablaufen wird. Nachdem sie an der Haltestelle Unter den Linden nicht mehr in die U5 einsteigen konnte, läuft sie zu Fuß zum Brandenburger Tor. „Die Organisation ist insgesamt ganz gut“, sagt sie, „aber verglichen mit dem Chicago Marathon musste ich sehr lange anstehen für meine Nummer.“ Die Server seien plötzlich abgestürzt, die Schlangen wurden immer länger.

Fairerweise muss man sagen, dass der Marathonlauf in diesem Jahr so groß ist wie noch nie in seiner Geschichte: Rund 58.200 Läuferinnen und Läufer starten auf der Straße des 17. Juni, fast 15.000 mehr als im vergangenen Jahr. Sie alle laufen über Charlottenburg und Moabit bis nach Neukölln und von dort über Schmargendorf und Wilmersdorf wieder zurück zum Potsdamer Platz und Friedrichstraße bis zum Brandenburger Tor. Unter Experten gilt es als die beste Route der Welt, weil sie so flach........

© Berliner Zeitung


Get it on Google Play