Ausgerechnet Richard Strauss: die größte Überraschung der Opernsaison

Es gibt Opern, denen man ein Rezensentenleben lang nicht zu begegnen hofft. Aber am Donnerstag hat die Deutsche Oper es eben doch mit Richard Strauss’ „Intermezzo“ versucht, dem zweiten Teil einer vom Regisseur Tobias Kratzer verantworteten Strauss-Trilogie. „Arabella“, die in der letzten Saison vorgestellte letzte Zusammenarbeit von Strauss mit Hugo von Hofmannsthal, war auch von Kratzer nicht zu retten. Wer nun fürchtet, der zum musikalischen Schwafeln neigende Strauss wäre von Hofmannsthal noch halbwegs geschmacklich diszipliniert worden und würde nun, bei selbstverfasstem Text, völlig über die Stränge schlagen, erlebt in „Intermezzo“ ein nicht geringes Wunder

Erst der Verzicht auf die verpeilte Hofmannsthal’sche Hochkunstambition bringt das Beste hervor, was Strauss als Musiker kann. Erst ein Text mit bis dahin als librettountauglich befundenen Wörtern wie „Putzteufel“, „Sport“, „Alaska“ rechtfertigt die Nervosität dieser Musiksprache und führt zum Verzicht auf jenes hohl-bedeutsame Melodisieren, das die „Arabella“ so unerträglich macht.

„Intermezzo“ behandelt eine Krise des Komponisten in seiner Ehe mit Gattin Pauline. Ausgelöst wurde sie durch einen Kapellmeisterkollegen, der sich gegenüber einer beeindruckbaren Dame als Strauss ausgegeben hatte und diese Dame zu einem schlüpfrigen Brief inspirierte, der natürlich an Strauss adressiert war und Pauline in die Hände fiel. Strauss wurde........

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