„Rusalka“ an der Staatsoper scheitert als unscharf durchgeführtes Sozialdrama – aber wieso?

Die Wasserwesen-Romantik um Undine und Melusine, im Grunde alle Romantik war längst vorbei, als Antonín Dvořák im Jahr 1900 seine romantische Wasserwesen-Oper „Rusalka“ komponierte. Wasserwesen waren, etwa in der Gestalt der auch ziemlich wässrigen Debussy-Maeterlinck’schen Melisande, ins Symbolistische übergegangen oder liefen als Jugendstilranken aus. Zuweilen hält Dvořák noch immer an seiner bewährt böhmischen Ausprägung einer sich allmählich verflüchtigenden Tonalität fest. Aber zuweilen schiebt er seine Musik über einige Wagner’sche Rätselharmonien ins Impressionistische vor bis zu jener sonderbaren Nebeneinanderstellung von Dur-Akkorden im meilenweiten Tritonus-Abstand im Schlussduett des dritten Akts.

Das romantisch Gemeinte geht in „Rusalka“ in ein postromantisches Bedeuten über. Es ist daher nicht abwegig, wenn Kornél Mundruczó das Werk an der Staatsoper Unter den Linden radikal in die Berliner Gegenwart verlegt.

In der Ausstattung von Monika Pormale beginnt das Stück in einer WG von vier jungen Frauen und einem Langzeitstudenten, den sie „Wassermann“ nennen. Eine der jungen Frauen, Rusalka, will nicht mitfeiern und legt sich depressiv in die Badewanne. Eine esoterische Nachbarin nimmt ihr den Hoodie ab, legt ihr zwecks Verwandlung einen Frisierkittel um und steckt sie in ein enges schwarzes SM-Kleidchen. Der Nachbar nimmt sie mit zu seinen Eltern ins Penthouse, kann mit ihrer befangenen Stummheit jedoch wenig anfangen und wendet sich einer........

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