Nikolai Rimski-Korsakow, ich muss es gestehen, ist bislang für mich der Name einer Bildungslücke. Dass er die öde „Scheherazade“ geschrieben, die Werke Mussorgskis glättender Bearbeitung unterzogen und lebenslang als Kompositionslehrer gewirkt hat, genügte, um ihn als akademischen, altmodischen Langweiler abzustempeln. Wenn das Berliner Musikleben den seltenen Versuch unternahm, solchen Vorurteilen entgegenzutreten, etwa mit der „Zarenbraut“ 2013 an der Staatsoper, hielt ich mein Erscheinen für entbehrlich. Entsprechend waren die Erwartungen an die Premiere des „Goldenen Hahns“ am Sonntag an der Komischen Oper im Schillertheater; sie lassen sich so zusammenfassen: Muss das sein?
Der Leser ahnt es: Ich bin nun als Ignorant blamiert. „Der goldene Hahn“ ist ein bestürzend schönes und geheimnisvolles Stück. Der neue Generalmusikdirektor der Komischen Oper, James Gaffigan, debütiert mit ihm als Operndirigent des Hauses, und es gelingt ihm ein wunderbarer Einstand. Dass Rimski-Korsakow instrumentieren kann wie kaum einer, war nicht einmal an mir vorübergegangen, aber wie Gaffigan dieses Farbspektrum realisiert, das enthüllt eine weitere Facette am Orchester der Komischen Oper – man bemerkt in keinem Moment, dass der große romantische Klang eher selten auf dem Spielplan steht.
27.01.2024
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Alles klingt zugleich enorm leuchtend und präzise, nichts........