Das Wort zum Fest: Weihnachten ist eine Visionsschmiede für den Frieden

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Welch unglaubliche Verheißung, die die Engel über den Feldern von Bethlehem verkünden. Und Klarheit umleuchtet die Menschen, die da ihre Schafe hüten. Ein Stern geht auf und die Weihnachtspoesie aller Generationen lässt den Himmel singen, die Erde erblühen und sie bringt den ganzen Kosmos in Bewegung, das zu erfahren, was da verheißen ist.

Frieden auf Erden. Um welchen Frieden geht es? Es herrscht ja die „Pax Romana“. Und wir ahnen, auch durch die biblischen Texte, wie sehr sie sich auf Gewalt, Unterdrückung, Kontrolle und Vasallentum gründet. Aber die jüdische Tradition lebt weiter und sie ist herrschaftskritisch, prophetisch und sie hat eine kraftvolle Vision von Schalom: Friede und Gerechtigkeit werden sich küssen. Sie werden ihre Schwerter umwandeln zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Winzermessern. Sie werden den Krieg nicht mehr lernen. Alle werden wohnen unter ihrem Feigenbaum und Weinstock und niemand wird sie aufschrecken.

Für mich ist die Weihnachtszeit eine Visionsschmiede für den Frieden. Immer umfassender, grundlegender, überschwänglicher, mutiger und übermütiger darf er gedacht, gefeiert und dann auch realisiert werden. Die weihnachtlichen Texte beziehen ja das ganze beseelte Leben mit ein: „Das Feld freue sich und alles, was darauf ist. Es sollen jauchzen alle Bäume im Wald.“ So jubiliert es in den Psalmen. Und die Volksfrömmigkeit hat ganz selbstverständlich die Tiere einbezogen in den Weihnachtsfrieden. Was wäre der Stall, in dem das Kind geboren wird, ohne Ochs und Esel? Und ganz gewiss singen zusammen mit den Engeln auch die Vögel.

Und, auch hier war die Weisheit und Erzählkunst vieler am Werk und hat die biblischen Texte weiter erzählt: Weise, Könige und Königinnen machen sich auf den Weg zu einem Neugeborenen und seiner Mutter, geboren in Not, Unbehaustheit. Sie fanden ja keinen Raum in der Herberge. Und gerade hier steht der Stern der Sehnsucht still und sie werden von Freude erfüllt, sie bringen mit, was sie sind und haben, und lassen sich........

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