Als Sahra Wagenknecht in der Linken war, stritt die Partei nicht nur über Diversität, offene Grenzen oder das Reizwort „Lifestyle-Linke“. Sie war immer auch in zwei strategische Lager geteilt: in die Regierungswilligen auf der einen Seite und die Frontaloppositionellen auf der anderen. Dazwischen gab es Abstufungen, Grautöne. Doch Wagenknecht, so viel ist klar, war immer linke Opposition.
Eine Politikerin jedenfalls, die aufs Ganze geht und keine Abstriche machen will. Und sei es für den Preis, die Realpolitik immer nur kommentieren und nicht direkt gestalten zu können. Oder auf das Risiko hin, sich mit den eigenen Leuten zu verkrachen.
Dass Wagenknecht diese Eigenschaft nicht abgelegt hat, als sie die Linke verließ und eine Partei gründete, dürfte Katja Wolf erwartet haben. Anders als andere im Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) ist die thüringische Landesvorsitzende Wolf zwar keine alte Wegbegleiterin ihrer Bundeschefin. Keine Vertraute. Doch warum sollte Wagenknecht sich nach so vielen Jahren im Politik- und Medienbetrieb grundsätzlich ändern?
Sahra Wagenknecht: Thüringer Kompromiss zu Friedensfrage ist Fehler
28.10.2024
Wolf hat aufreibende Wochen hinter sich. Verhandlungen, die mitunter bis in die Nacht andauerten. Mit CDU und SPD führte sie Sondierungsgespräche für ein Regierungsbündnis im Freistaat. Am Montagnachmittag stellten die Parteispitzen eine Präambel vor, die den Koalitionsvertrag einleiten soll. Sie enthält eine Art Friedensformel. Das hatte Wagenknecht so gewünscht, als Voraussetzung für weitere Gespräche.
Doch mit einem Text allein ist es nicht getan. Die Geister scheiden sich an seinem Inhalt.
Noch am Montagabend meldete sich Wagenknecht über die Presse zu Wort. Der Passus sei ein Fehler, sagte sie. „Die Präambel, auf die sich die Verhandler von CDU, SPD und BSW in Thüringen geeinigt haben, bleibt in der wichtigen Frage von Krieg und Frieden leider deutlich hinter dem in Brandenburg gefundenen guten Kompromiss zurück.“ Die Botschaft an die thüringischen Parteifreunde war klar, die Bundesvorsitzende ist not amused.
Wagenknecht dürfte den Wortlaut vor Veröffentlichung gekannt haben. Zuvor waren offenbar mehrere Entwürfe nach ihrem Einspruch verworfen worden. Am Ende setzten sich die Thüringer über ihre Bundesvorsitzende hinweg.
Oskar Lafontaine im Interview:........