Zahmer Nachwuchs: Während Jusos und Grüne Jugend ihre Parteien treiben, sind Julis beamtiger als die FDP

Wir befinden uns im Jahre 2024 nach Christus. Die Ampelparteien streiten über die Frage, ob man an der Koalition festhalten soll, ob diese Bundesregierung die richtige ist. Ob das Spitzenpersonal bei der kommenden Wahl erfolgreich sein kann. Auch die Jugendorganisationen setzen ihre Mutterparteien unter Druck. Sie begehren auf, seit Monaten geht das so.

Alle Jugendorganisationen? Nein! Denn eine Parteijugend ist anschmiegsam wie immer. Als durchlebte ihre Partei, die FDP, keine existenzielle Krise. Als drohte den Liberalen nicht die außerparlamentarische Opposition. Schon wieder.

Während der Vorspann der Asterix-Comics von einem unbeugsamen Dorf handelt, von einer Geschichte des Widerstands, sind die Jungen Liberalen angepasst. Sie treten anders auf als die Grüne Jugend, Jusos, Junge Union oder Linksjugend. Ihren Stil bezeichnen sie als konstruktiv-kritisch. Man kann es auch langweilig nennen. Seit vielen Jahren schon sind die Julis leiser als der restliche Parteinachwuchs. Mittlerweile wirken sie mitunter zahnloser als die FDP.

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Dabei gäbe es genügend Gründe, die FDP anzuzählen. Die Liberalen mussten in dieser Legislatur eine ganze Reihe an Wahlniederlagen einstecken. Zuletzt scheiterten sie in Sachsen, Thüringen und Brandenburg an der Fünf-Prozent-Hürde. Ein Desaster. Im Osten ist die FDP zur Unsichtbarkeit zusammengeschrumpft. Zuvor gab es Schlappen in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Bayern. Über alledem stehen die bedrohlichen Umfragewerte im Bund. In einer Erhebung von Forsa liegt die Partei nur noch bei drei Prozent.

„Selbst von denjenigen, die der FDP bei der letzten Bundestagswahl im September 2021 ihre Stimme gegeben haben, würde das mehr als ein Viertel nicht bedauern“, analysiert Forsa seine Daten. Auch von der liberalen Kernklientel, den Selbständigen, würden fast zwei Drittel der FDP keine Träne nachweinen.

Ähnliche Sorgen plagen die Ampelpartner SPD und Grüne, wenn auch in anderen Ausmaßen. Bei ihnen geht es nicht ums parlamentarische Überleben. Trotzdem haben sich ihre Jugendorganisationen in die Richtungs- und Personaldebatten eingeschaltet. Sie wirken öffentlich auf die Parteien ein.

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Die Jusos kritisieren eine teils striktere Asylpolitik. „Wir sind sehr enttäuscht von der SPD und auch der Rolle von Olaf Scholz in dieser Bundesregierung“, sagte der Parteijugend-Chef Philipp Türmer jüngst im ZDF. Die Frage, wer für die SPD als Kanzlerkandidat in den Wahlkampf gehen wird, nannte er „offen“. Ein Angriff auf den prominentesten Sozialdemokraten. So sind die Jusos. Die Grüne Jugend wechselt aus Frust über ihre Mutterpartei womöglich zur Linken. Vorstände treten zurück, bei den Grünen treten sie aus, wollen eine neue Bewegung gründen.

Das mag übertrieben sein, aussichtslos. Doch darin steckt tiefe Überzeugung. Ein radikaler Glaube an die eigene Sache.........

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