Als Kind konnte Thomas Hübner einfach nicht still sitzen. Wegen einer nie enden wollenden Unruhe schickte man den zwölfjährigen Jungen in eine Nervenklinik. Einige Wochen lang inspizierten DDR-Ärzte seinen Körper und Geist – verknatschte Charaktere ohne Mitleid mit den kleinen Seelen seien die Doktoren gewesen.
Dreißig Jahre später kennt das ganze Land Thomas Hübner unter seinem Nom de plume Clueso als erfolgreichsten ostdeutschen Popsänger der Gegenwart. Zum ersten Mal in seiner Karriere bespielt er am Samstagabend die Waldbühne. Ein Veranstalter habe ihm abgeraten, wie er im Laufe des Auftritts verrät: Der Erfurter sei noch nicht so weit. Seine Prognose taugte nichts, bereits vor sieben Monaten waren die 21.000 Karten vergriffen. Alle erdenklichen Generationen haben auf den Bänken Platz genommen. Die Ältesten erblickten das Licht in den Fünfzigern, die Jüngsten lernen wahrscheinlich gerade das Multiplizieren.
Als sich der Grund ihrer Zusammenkunft in einer rot schimmernden Bomberjacke seinem Publikum zeigt, verdeckt ein Vorhang den hinteren Bereich der Bühne. Nur Clueso und eine Gitarre – mehr ist nicht zu sehen in diesen ersten Sekunden. „Wie kann man denn so lächeln?“, krakeelt eine Dame. Und es stimmt: Wenn sich seine Mundwinkel heben, formen sich entwaffnende Grübchen an den Wangen. Die Augen richten sich nach unten, dabei kommen makellose Zähne zum Vorschein. Aufrichtig wirkt sein Lächeln und jungenhaft, schüchtern und zugleich ein wenig........