Schlacht bei Kursk: Was die neuen Kämpfe über Deutschland Ost und West erzählen

Die Schlacht am Kursker Bogen – ein Begriff, der einer Generation Ostdeutscher tief ins Gedächtnis eingegraben ist: die größte Schlacht des Zweiten Weltkriegs, die größte in der Geschichte der Landschlachten überhaupt. Tief erschüttert sah ich als 14-Jährige den Monumentalfilm „Der Feuerbogen“. So lautet der Titel zum Auftakt des fünfteiligen kinematografischen Epos „Befreiung“, dem die Episoden „Durchbruch“, „Hauptstoßrichtung“, „Schlacht um Berlin“ und „Der letzte Sturm“ folgen. Das insgesamt siebenstündige Großwerk entstand in der Kooperation Sowjetunion, Polen, DDR und Italien.

Wir gingen als Schulklasse ins Bitterfelder Kino, beim Verlassen sprach niemand ein Wort. In der DDR haben vier Millionen Menschen (von 17 Millionen Einwohnern) allein die ersten beiden Folgen der hochdramatischen, von der extremen Gewalt der Schlachten durchzogenen Filmserie gesehen. In der Sowjetunion sollen es 56 Millionen gewesen sein. Die vielen, vielen Toten, die Gewalt des Krieges in maximaler Dimension – das vergisst niemand. Auch nicht die Sowjetsoldaten, die die Truppen Nazideutschlands zurückschlugen.

Es waren deutsche Männer, die Väter und Onkel meiner Generation, die Tausende Kilometer östlich von Deutschland die Panzer lenkten, Granaten abfeuerten, ungeheuerliche Verbrechen gegen die Bevölkerung der eroberten ukrainischen, belarussischen, russischen Landstriche begangen hatten. Das wusste ich schon zuvor. Bei ohrenbetäubendem Schlachtenlärm und angesichts des menschlichen Leids bewirkte der Film mehr als nur die Erweiterung von Wissen.

Fortan fielen mir die vielen Männer mit Holzbein, Lederarm und Glasauge in der Nachbarschaft erst richtig auf. Zieht man die propagandistischen Effekte der hochpolitischen Inszenierung ab – es bleibt das Entsetzen, und der Name Kursk löst zuverlässig Schaudern angesichts deutscher Geschichte........

© Berliner Zeitung