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Der vielfältige Osten: Was der Vergleich Südsachsen und Mecklenburg zeigt

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10.11.2024

Jede Kartoffel ist anders – womit hier die Ureinwohner eines über Jahrhunderte in Kleinstaaten fragmentierten Gebildes namens Deutschland gemeint sind. Innerhalb dieses mosaikhaften Verbunds unterscheiden sich die Leute horizontal in Ost und West, vor allem aber vertikal: Die im Norden sind nicht nur hinsichtlich von Sprache, Küche oder Mentalität weit weg von denen im Süden, wobei zwischen Norden und Norden beziehungsweise Süden und Süden nochmals jeweils Welten liegen.

Die Wissenschaft nennt das regionale Disparitäten, und deren Erforschung erlebt auch deshalb verstärktes Interesse, weil die Fokussierung auf Ost-West-Unterschiede die deutschen Verhältnisse ganz unzulänglich beschreibt – ebenso wie die Verengung auf den kurzen Zeitraum der 28 Jahre währenden Koexistenz von DDR und BRD, dazwischen der Eiserne Vorhang.

Der in der Berliner Zeitung kürzlich erschienene Artikel „Tausend Jahre deutsche Teilung“ wies auf tief in der Geschichte wurzelnde Ursachen von Ost-West-Unterschieden hin und regte die Wirtschaftswissenschaftler Michael Fritsch und Michael Wyrwich von der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Universität Groningen an, das Thema fortzuschreiben: „Es fragt sich allerdings, was denn nun aus diesen Unterschieden der historischen Wurzeln folgt beziehungsweise folgen kann? Spannend wäre zu diskutieren, welche Bedeutung diese Unterschiede für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung in der ehemaligen DDR haben.“

Interessant! Die Forscher haben Mecklenburg und Südsachsen unter die Lupe genommen, beide Regionen verglichen und eine Fallstudie erarbeitet mit dem Titel „Tiefe historische Wurzeln von industrieller Kultur und regionalem Unternehmertum“.

Einige Besonderheiten zwischen Ostsee und Mittelgebirge fallen Reisenden sofort ins Auge: Mecklenburg bekam seine Form durch Eiszeitgletscher und ist entsprechend hügelig bis platt, und die Leute reden in einem Akzent, der das Plattdeutsche nicht verleugnen kann; Südsachsen lebt geologisch gesehen an und auf einem Kammgebirge, und es erklingt das Arzgebirgsche.

In Mecklenburg stopfen sie in ihre Lieblingsgerichte Fruchtig-Süßes (Backpflaumen und Äpfel so viel nur geht) – ob in die Gans oder den Rippenbraten, das ergibt dicke, süß-sämige Soße. Dazu kommen Kartoffeln. Das........

© Berliner Zeitung


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