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Dank DDR-Kaffeekrise: Wie Vietnam zweitgrößter Kaffeeproduzent der Welt wurde

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23.09.2024

Brasilien, Äthiopien, Kolumbien – solche Länder kennt man als Kaffeeproduzenten; die stehen auf den Packungen. Aber Vietnam? Tatsächlich ist das südostasiatische Land nach Brasilien der zweitgrößte Kaffeeproduzent der Welt, Deutschland wiederum der nach den USA größte Importeur vietnamesischer Bohnen – und kaum einer weiß das. Schon gar nicht weiß man hierzulande, dass der Kaffeeanbau in Vietnam die größte Erfolgsgeschichte der DDR-Kooperation ist. Wie das? Und wo steckt all der Kaffee drin, wo er nicht draufsteht?

Wer sucht, findet den Berliner Onlinehändler VietBeans –„Richtig guter Kaffee aus Vietnam“ steht auf den Packungen. Das Label kauft direkt in Vietnam bei kleinen Farmen, so Geschäftsgründer Dominik Osele, denn vor allem die Kleinbauern lieferten hohe Qualität. Die vietnamesischen Bohnen seien für ihre „schokoladig-nussigen Aromen“ bekannt.

Überwiegend werden kräftig schmeckende Robusta-Sorten angebaut. Aber zunehmend wachsen, vor allem in Höhenlagen über 1500 Meter, auch die auf dem europäischen Markt bevorzugten Arabica-Sorten. Bei VietBeans bestellen vor allem Liebhaber ihre Spezialitäten, die recht hohe Preise bezahlen und wissen, dass man diesen Kaffee nicht einfach aufbrüht. Osele beobachtet, dass die Freunde des Vietnam-Kaffees und der besonderen Kaffeekultur bevorzugt die traditionellen Sorten bestellen, Mischungen mit höherem Robusta-Anteil. All das klingt nach einer ausbaufähigen Nische.

Noch verschwindet die Masse der Vietnam-Bohnen anonym als Beimischung in den billigeren Sorten diverser Anbieter sowie in Instantkaffee. Weil das mit den Anfängen des Kaffeeanbaus in Vietnam zu tun hat, wird eine Zeitreise fällig, zurück in die 1970er-Jahre. Am 30. April 1975 endete mit dem Fall Saigons (heute Ho-Chi-Minh-Stadt) der Vietnamkrieg – die USA hatten das widerständige Volk „in die Steinzeit zurückbomben“ wollen, wie ein US-General 1964 drohte.

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Vietnam startete umgehend den Wiederaufbau. Kaffee für den Weltmarkt zu produzieren, gehörte zu den großen Plänen – und das traf sich perfekt mit den Interessen der DDR, wo 1977 die Kaffeekrise ausgebrochen war. Die Devisen reichten nicht mehr für die guten Bohnen, die Staatsführung mutete den Bürgern „Kaffeemix“ zu, ein verachtetes Surrogat, halb minderwertige Bohnen, halb Getreide-Erbsen-Zichorie-Gemisch. Da kochte nicht der Kaffee, sondern die Volksseele. Höchstrangige Delegationen reisten nach Angola, Äthiopien, Laos, Nicaragua und Vietnam, um Tauschhandelsgeschäfte anzubahnen: Kaffee gegen Lkw (Angola) oder auch Waffen (Äthiopien).

In Vietnam fielen die DDR-Anliegen auf buchstäblich fruchtbaren Boden. Die Kontakte reichten bis........

© Berliner Zeitung


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