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Berliner Friedhöfe als Kulturort: Historische Grabanlagen vor dem Verfall gerettet

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05.11.2024

Der Friedhof ist nicht tot. Er ist sogar viel lebendiger als die siechen Berliner Parks und sonstigen Grünanlagen, genutzt als Drogenmärkte, schmuddelig und unsicher. Der Görlitzer Park steht seit Jahren als Exempel für die Verwahrlosung des Berliner Grüns. Andere Parks mögen weniger problematisch sein – aber Oasen der Schönheit und Entspannung für gestresste Großstädter aller möglicher Herkünfte darf man sich ästhetischer wünschen.

Die Berliner Friedhöfe machen immerhin einen deutlich besseren Eindruck. 220 gibt es davon – es sind öffentlich zugängliche Orte, auch die 38 Stätten, an denen keine Beisetzungen mehr stattfinden. Insgesamt 1089 Hektar Grün, meist mitten in dicht bebauten Gründerzeitquartieren gelegen. Viel, viel Grün, mit alten Bäumen, lauschigen Wegen und Pfaden, Blumen, Skulpturen. Und sie stecken voller Geschichte. Abends werden die Tore abgeschlossen, Mauern stehen sowieso. Nicht unüberwindlich, aber immerhin.

Ein solcher Platz voller Zauber liegt vor dem Halleschen Tor, eine grüne Insel, umflossen vom Verkehr des Mehringdamms, der Blücher-, Baruther und Zossener Straße – mittendrin ein Areal mit sechs denkmalgeschützten Friedhöfen, darunter der Dreifaltigkeitsfriedhof I, der älteste noch in Betrieb befindliche und zugleich denkmalgeschützte Friedhofskomplex Berlins.

Zwei Spaziergängerinnen schauen neugierig durch das Eingangstor am Mehringdamm, treten ein, studieren den Lageplan und schon sind sie zwischen Büschen, Hecken und Grabsteinen verschwunden. Vögel piepen herbstlich zurückhaltend, Eichhörnchen springen herbstlich-geschäftig umher, auf manchen Gräbern setzen Erika-Pflanzen dezente Farbtupfer.

Die beiden Damen spazieren in die Richtung des Gräberfelds der Familie Mendelssohn Bartholdy, eine der bedeutendsten Familien Berlins. 36 Mitglieder, viele Berühmtheiten darunter, haben hier ihre letzte Ruhe gefunden. Eine immer zugängliche Ausstellung erzählt über ihr Leben.

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© Berliner Zeitung


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