In Michigan sind viele Muslime wütend: „Sie wollen Trumps Sieg, weil Harris zusieht, wie Kinder in Nahost sterben“

„Ich hätte mir nie gedacht, jemals die Republikaner wählen zu können und Donald Trump schon gar nicht“, erklärt Ali vor einem Supermarkt im idyllisch wirkenden Dearborn rund zehn Kilometer östlich von Detroit im Swing State Michigan. Dearborn liegt in Wayne County, dessen Verwaltungssitz Detroit ist. In der Heimatstadt von Henry Ford sind mehr als die Hälfte der rund 110.000 Einwohner Araber, zu großen Teilen aus dem Libanon. Sie waren traditionell Wähler der Demokraten, diesmal ist jedoch alles anders.

Wie für viele andere hier ist Kamala Harris für Ali wegen des Krieges in Nahost unwählbar geworden. „Trump hat uns Frieden versprochen, die Demokraten wollen weiter Krieg und Chaos. Harris lässt unsere Kinder in Palästina, im Libanon und in Syrien mit US-Waffen zerbomben“, so der US-Amerikaner mit irakischen Wurzeln.

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•gestern

Donald Trump hat wegen des Krieges in Nahost Lunte gerochen. Der Mann, der in der arabischen Welt wegen der offensiv zur Schau gestellten Israel-Freundlichkeit und des von ihm in seiner ersten Amtszeit eingesetzten „Muslim Bans“ kaum Freunde hatte, sieht die Chance zum Greifen nah: Mit Unterstützung der Muslime kann Trump Michigan wohl kaum noch verlieren. Und das in einem Staat, der neben Pennsylvania wohl der wichtigste am Weg zur Präsidentschaft sein dürfte.

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•vor 6 Std.

Am Samstag vor einer Woche trat Donald Trump persönlich in der Nähe von Dearborn auf, im rund 35 Kilometer entfernten Novi. Seine Ansprache kam überraschend lange mit den üblichen Themen aus, nur kurz erwähnte er den Nahostkonflikt: „Wäre ich Präsident gewesen, hätte es keinen 7. Oktober gegeben. Kein Abschlachten.“ Erst gegen Ende der Rede nahm er Bezug auf die Muslime in Michigan – und das für viele eingefleischte Trump-Fans vor Ort überraschend ausführlich und deutlich. Trump verurteilte den 7. Oktober des Vorjahres in aller Deutlichkeit als Abschlachten von Juden. Doch nicht einmal die Unterstützung Trumps für Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu ändert etwas an der muslimischen Gefolgschaft.

Trump erzählt, dass Harris am liebsten in alle arabischen Länder einmarschieren würde. Eine Frau vor der Halle schreit euphorisch auf: „Genau, so sind die Demokraten.“ Auf die Frage hin, ob sie wisse, dass mit George W. Bush der letzte republikanische Präsident vor Trump in den Irak einmarschiert ist, entgegnet sie abwinkend: „Das war doch wegen 9/11, das ist nicht vergleichbar.“ Die damals zitierten Massenvernichtungswaffen wurden bekanntlich jedoch nie gefunden.

Vor dem Event traf Trump 20 „hoch angesehene Führungspersönlichkeiten“ der muslimischen und arabischen Community hinter der Bühne, neun von ihnen wurden vom Ex-Präsidenten während dessen Rede sogar zur Illustration auf die Bühne geholt – unter anderem Imam Belal Alzuhairi, der Trump als „Kandidaten des Friedens“ bezeichnete und darin in Anspielung an die verhinderten Attentate einen Grund sah, warum ihm „Gott zwei Mal das Leben gerettet“ hat.

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Die ungewohnte Unterstützung durch die muslimische Community wird von den Republikanern hier dankend angenommen: „Sie wollen den Krieg in Nahost beenden, wir wollen ihn beenden“, stellt Bryan fest. Die Muslime, die nun in Michigan........

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